Bodenversiegelung
Der Flächenfraß in Österreich nimmt immer mehr zu und bringt fatale Folgen für die Umwelt mit sich.
APA/HELMUT FOHRINGER

Wer es sehen will, kann es sehen – und nicht erst seit heute: Österreichische Ortseinfahrten sehen immer mehr aus wie jene in den USA, wo sich Einkaufszentrum an Möbelhaus an Parkplatz an Fastfood-Bude und so weiter reiht. An den schönsten Hängen, aber gerne auch an Flussufern sind Siedlungen gewachsen. Oder, um nichts besser: einzeln stehende Einfamilienhäuser. Alles verbunden mit Straßen. Alles versiegelt. Toter Boden.

Mit Folgen, die weit über das Optische hinausgehen: verödende Ortskerne, katastrophales (nämlich Katastrophen begünstigendes) Wassermanagement, Verlust von Biodiversität und von Lebensgrundlagen. Seit vielen Jahren weist die Hagelversicherung darauf hin, dass Österreich mehr und mehr Gefahr läuft, sich nicht mehr von dem, was auf unserem eigenen Boden wächst, ernähren zu können. Das hat lange niemanden gekratzt – und dass ausgerechnet die FPÖ 1987, gleichzeitig mit dem ersten Einzug der Grünen in den Nationalrat, einen Bodenschutzsprecher installiert hat, ist längst vergessen. Es war halt nicht populär. Erst mit dem russischen Angriff auf das Agrarexportland Ukraine ist der Aspekt der Versorgungssicherheit ins öffentliche Bewusstsein gerückt.

Österreichs wertvollste Ackerböden liegen unter dem Flughafen Schwechat – man wird diese und viele andere zubetonierte Flächen nicht wiederbeleben können. Wohl aber ließe sich steuern, dass nicht ungebremst weiter verbaut wird – durch eine verbindliche Raumordnung und durch Anpassungen im Steuer- und Subventionssystem: Gemeinden, die viel Flächenverbrauch haben, sollten die dadurch erzielten Kommunalabgaben nicht behalten dürfen – diese könnte die Republik an Gemeinden mit geringem Flächenverbrauch umverteilen. Und letztlich können Einzelne ihren Beitrag leisten: mit der Entscheidung, wo sie wohnen und einkaufen wollen. (Conrad Seidl, 15.8.2023)