Cooper Maestro
Bradley Cooper als Leonard Bernstein in "Maestro" – seine Nasenprothese steht nun in der Kritik.
AP/Jason McDonald

Hollywoodstar Bradley Cooper (48) ist mit seiner Darstellung des berühmten Dirigenten und Komponisten Leonard Bernstein (1918–1990) in dem Film "Maestro" ins Visier der Kritik geraten. Stimmen im Netz halten ihm vor, mit einer überspitzt aussehenden Nasenprothese jüdische Stereotype zu bedienen. Zudem werfen sie die Frage auf, ob Bernstein als Sohn russisch-jüdischer Einwanderer nicht besser von einem jüdischen Schauspieler verkörpert worden wäre.

Bernstein Cooper Nose
Links: Bradley Cooper in "Maestro", rechts: Leonard Bernstein.
(6) Victoria Princewill FRSA on X: "The prosthetic nose isn’t shaped like Bernstein’s. Yes the Bernstein family endorsed it but 1) #Maestro’s not a home video, it’s distributed for a public audience in which anti-Jewish tropes are centred & normalised 2) Antisemitism’s existence doesn’t hinge on their confirmation. https://t.co/DO82X2KxEk" / X (twitter.com)

Ähnliche Kritik gab es bereits bei anderen jüdischen Figuren. Jüngst etwa beim Biopic über den Physiker Robert Oppenheimer, der vom Iren Cillian Murphy verkörpert wird, oder bei "Golda", in dem die britische Schauspielerin Helen Mirren die israelische Politikerin Golda Meir spielt. Das "Jüdischsein" Golda Meirs sei essenziell für die Rolle, sagte etwa die Schauspielerin Maureen Lipman im "Jewish Chronicle": "Ich bin mir sicher, dass Helen Mirren fantastisch sein wird, aber es wäre niemals möglich, Ben Kingsley Nelson Mandela spielen zu lassen."

ceocinemas

Eine "schöne, große Nase"

Cooper, der bei dem Musikdrama auch Regie führt, hat nun aber Schützenhilfe von den drei Kindern Bernsteins erhalten. Cooper habe bei der Schaffung des Porträts über ihre Eltern "tiefen Respekt" und "Liebe" für dieses Projekt gezeigt, schrieben Jamie (70), Alexander (68) und Nina Bernstein (61) am Mittwoch (Ortszeit) auf der Onlineplattform X, die früher Twitter hieß. Ihr Vater habe tatsächlich eine "schöne, große Nase" gehabt. Sie seien vollkommen damit einverstanden, dass Cooper nachgeholfen habe, diese Ähnlichkeit herzustellen. Das wäre bestimmt auch ihrem Vater recht gewesen, hieß es in der Mitteilung. Sie könnten es kaum erwarten, dass die Welt Coopers Schöpfung sehen wird.

Dem "Spiegel" hatte Alexander Bernstein im vergangenen Jahr in einem Interview gesagt : "Meine Schwestern und ich fühlen uns sehr wohl mit dem Ansatz und der Sensibilität von Bradley Cooper. Er berät sich mit uns, um möglichst authentisch zu sein. Sein Engagement für dieses Projekt ist außergewöhnlich. Seine Recherchen, die Qualität seiner Ideen. Er führt Regie, er schreibt das Drehbuch, er spielt die Hauptrolle. Ich kann mir mittlerweile nicht mehr vorstellen, dass jemand anders das tun könnte."

Erster Teaser von Netflix

Netflix hatte den ersten "Maestro"-Teaser am Dienstag ins Netz gestellt. Neben Cooper, der 2018 mit dem gefeierten Liebesdrama "A Star is Born" sein Regiedebüt gab, sind unter anderem Martin Scorsese und Steven Spielberg als Produzenten an Bord.

Maestro | Official Teaser | Netflix
Netflix

Der Trailer für das Musikdrama zeigt den Dirigenten unter anderem als jungen Mann Ende der 1940er-Jahre in New York, als er seine spätere Ehefrau kennenlernte – die aus Chile stammende Schauspielerin Felicia Montealegre (1922–1978), im Film verkörpert von Carey Mulligan (38). "Maestro" dreht sich um die turbulente Beziehung des Paares, die auch von Bernsteins Männerbeziehungen geprägt war. Besonders mit dem verfilmten Musical "West Side Story" (1957) erreichte Bernstein Weltruhm.

Cooper versus Gyllenhaal

Interesse an dem Projekt hatte auch der jüdischstämmige US-Schauspieler Jake Gyllenhaal ("Brokeback Mountain") bekundet. 2021 verlor er den Kampf um die Rechte jedoch an Cooper. In einem Interview mit dem Branchenmagazin "Deadline" zeigte er sich als guter Verlierer: "Die Idee, einen der herausragendsten jüdischen Künstler Amerikas und seinen Kampf mit seiner Identität zu spielen, lag mir über 20 Jahre lang am Herzen, aber manchmal klappt so etwas nicht. Wenn man in diesem Geschäft das Glück hat, eine Weile durchzuhalten, kann man leicht vergessen, dass es nicht das Wichtigste ist, die Geschichte zu erzählen."

"Maestro" feiert Anfang September bei den Filmfestspielen von Venedig Premiere. Nach dem Kinostart im November soll der Film am 20. Dezember bei Netflix zu sehen sein. (APA, red, 17.8.2023)