Hat die Nasenprothese wirklich sein müssen, Mr. Cooper?
AFP/ANGELA WEISS

Eine unglückliche Nasenprothese erhitzt gerade manches Gemüt. Die Prothese klebt an dem ohnehin nicht unstattlichen Riechorgan des Schauspielers Bradley Cooper, der im bald anlaufenden Leonard-Bernstein-Biopic Maestro unter eigener Regie den berühmten Dirigenten darstellt. Bernstein war bekanntlich jüdischer Herkunft, weshalb die Kritik Antisemitismus ortet. Hinzu kommt, dass Cooper nichtjüdischer Herkunft ist – stattdessen entstammt der 1975 geborene Schauspieler, Regisseur und Produzent dem italo-irischen Genpool der US-Ostküste.

In optischer Hinsicht hat es die Genetik gut gemeint mit Bradley Charles Cooper. Der Sprung nach Hollywood gelang ihm um 2000 als "hübscher Junge", erst in Sitcoms, später in Komödien. Der Durchbruch kam mit der Hangover-Trilogie (2009–2013), dem Frühwerk des Joker-Regisseurs Todd Phillips. Nachdem Cooper 2011 zum "sexiest man alive" gekürt wurde, folgte zwei Jahre später die erste Oscarnominierung für seine Darstellung eines psychisch Angeschlagenen neben Jennifer Lawrence in David O. Russells Silver Linings.

"A Star Is Born"

Trotz der anschließenden Erfolgswelle hat Cooper auch Erfahrung mit politisch motivierter Kritik: Als er 2014 in American Sniper den Scharfschützen Chris Kyle mimte, zog er den Zorn nicht etwa auf sich, weil er für die Rolle 37 Pfund zugenommen hatte, sondern weil er als Demokrat einen Republikaner spielte.

Außerdem begleiten den unsteten Junggesellen stets Datinggerüchte. Ums kurz zu machen: Auf Dauer hängen geblieben ist er noch nirgends, aber mit dem russischen Supermodel Irina Shayk hat er eine gemeinsame Tochter. Als er Lady Gaga 2019 in seinem Regiedebüt A Star Is Born zu einem großartigen Schauspieldebüt verhalf, kochte die Gerüchteküche abermals hoch. Denn wie kann man bitte solch gefühlige Duette singen, ohne dass die Funken fliegen?

A Star Is Born markiert denn auch die Wende in Coopers Karriere. Vom gefeierten und verehrten Schauspieler zum gefeierten und nun kritisierten schauspielenden Regisseur. Die Hauptrollen übernimmt er stets selbst, zur Seite stehen ihm oft gewichtige Namen: Steven Spielberg und Martin Scorsese sind als Produzenten von Maestro gelistet, die wunderbare Carey Mulligan spielt Bernsteins Ehefrau, die chilenische Schauspielerin Felicia Montealegre. Bei der Premiere in Venedig werden die Stars nicht anwesend sein: Grund ist nicht die Nasenprothese, sondern der Hollywood-Streik. (Valerie Dirk, 17.8.2023)