Gemälde aus Blumen in Riga
Jeder und jede hat bei Blumenbeeten so seine eigenen Vorlieben.
EPA/TOMS KALNINS

Mit großem Interesse habe ich vor ein paar Tagen im STANDARD-Forum die Erfahrungsberichte über die größten Gartenfehlschläge der Userinnen und User gelesen. Vor zehn Jahren hätte mich das Thema kaltgelassen, aber seit ich vor fünf Jahren ein Gärtlein auf dem Lande erworben habe, spitze ich bei Gartenthemen die Ohren.

Außer den Fehlschlägen, über die ich ebenfalls dies und das zu berichten hätte, interessiert mich seit einiger Zeit die Frage, wieso man in einem Garten ganz unterschiedliche Beziehungen zu den dort vorhandenen Pflanzen entwickelt. Wir haben unsern Garten von zwei mit einem soliden grünen Daumen versehenen Voreigentümern übernommen, aber es gibt Geschmacksunterschiede.

Schmusepflanzen und botanische Ungusteln

Ich teile meine Pflanzen ein in drei Kategorien. Erstens: Schmusepflanzen. Auch Schnuckis, Schatzis und Herzbinkis. Zweitens: indifferent dahinwachsende Flora ohne nennbare Auswirkungen auf meinen Gefühlshaushalt. Drittens: botanische Ungusteln, gerade noch knapp jenseits der Ausreißgrenze gelegen.

In die erste Kategorie gehört der Sommerflieder (Buddleia). Wird von Pflanzensnobs ob seiner Vermehrungsfreudigkeit gelegentlich als Quasi-Unkraut abgetan. Was für ein Irrtum. Der Altphilologe, Supergärtner und Gartenkolumnist der Financial Times, Robin Fox Lane, den ich einmal bei einer Führung durch seine Gärten in Oxford erleben durfte, ist ein eingeschworener Liebhaber dieses edlen Gewächses. Allerdings empfiehlt er, jede verblühte Blüte umgehend abzuschneiden, damit das Blühen bis in den Herbst anhält.

Penetrante Derbheit

Ebenfalls in der Herzbinkikategorie: ein Feigenstrauch, den ich als Topfpflanze erworben habe und der jetzt, inzwischen eingegraben, wacker und ästhetisch ansprechend heranwächst. Ich liebe ihn heiß. Im Gegensatz zu meiner Frau lassen mich dagegen die Hortensien gleichgültig.

Zur Kategorie Ungustl. Vor kurzem wuchsen in einem Beet, ohne dass man sie gepflanzt oder darum gebeten hätte, ein halbes Dutzend Nachtkerzen heran. Es sind dies überschnell in die Höhe schießende Gewächse von zerrupftem Aussehen, die arrogant auf ihre Nachbarn (Phlox, Sonnenhut) herabschauen und durch ihre penetrante Derbheit die Farbharmonie des Gartens stören. Ob man sie gewähren lassen wird, ist Gegenstand einer Debatte. Ich wetze jedenfalls schon den Jäthaken. (Christoph Winder; 19.8.2023)