Im Juni verabschiedete Richterin Monika Gaul die Streitparteien mit den Worten: "Es ist noch nicht alles verloren. Sie dürfen sich immer einigen." Ob das geschehen ist, wird sich kommenden Montag zeigen. Dann geht der Prozess zwischen einer ORF-Managerin und dem ORF in die nächste Runde. Die Managerin klagte das Medienunternehmen, weil sie sich nach sexueller Belästigung an einen inadäquaten Arbeitsplatz abgeschoben sieht. Die Verhandlung findet am Arbeits- und Sozialgericht statt. DER STANDARD berichtete.

Kommenden Montag geht der Prozess zwischen einer ORF-Managerin und dem ORF in die nächste Runde.
Kommenden Montag geht der Prozess zwischen einer ORF-Managerin und dem ORF in die nächste Runde.
Heribert Corn

Dem Streit zugrunde liegt ein 2017 entbrannter Konflikt zwischen dieser Mitarbeiterin und einem ORF-Mitarbeiter (der mittlerweile nicht mehr für den ORF arbeitet) – beide sind zu dem Zeitpunkt in Führungspositionen. 2019 erhob die Mitarbeiterin Vorwürfe, der Kollege habe sie in Gesprächen verbal belästigt. Einen damals unterschriebenen Vergleich habe sie unter Zeitdruck unterschrieben, sagte sie. Vor Gericht schien eine Lösung zumindest vorerst außer Reichweite. Das Angebot des ORF, das Dienstverhältnis zu beenden, lehnte die Klägerin ab. Sie wünscht sich "eine sinnvolle Tätigkeit im ORF".

Identifizierende Berichte "unzulässig"

Bereits im Vorfeld meldete sich der Anwalt Michael Rami mit einem Schreiben an den STANDARD. Rami vertritt den ehemaligen ORF-Mitarbeiter und weist bereits vor der Verhandlung darauf hin, sein Mandant stimme "identifizierender Berichterstattung über diese Vorwürfe sowie seine Zeugenaussage" nicht zu. Es bestehe "kein öffentliches Interesse an der Identität meines Mandanten". Die Nennung seines Namens oder sonstiger Identitätsmerkmale bzw. die Veröffentlichung identifizierender Foto- oder Filmaufnahmen seien "daher unzulässig". Laut Medienrecht sind Angaben verboten, die zu einer Erkennbarkeit von Personen führen können. Es sei denn, es handelt sich um Persönlichkeiten des öffentlichen Interesses.

Schon bisher berichtete DER STANDARD über die gerichtliche Auseinandersetzung, ohne diesen Namen und den Namen der Klägerin zu nennen.

Geladen am Montag vor dem Arbeits- und Sozialgericht sind unter anderem der ehemalige ORF-Manager, außerdem Generaldirektor Roland Weißmann und dessen Vorgänger Alexander Wrabetz. (Doris Priesching, 20.8.2023)