Die Zentrale von Leiner und Kika in St. Pölten
Am Ende bleibt vom einstigen österreichischen Möbelimperium Kika/Leiner wenig, die Möbelhandelskette wird kräftig geschrumpft.
APA/ Helmut Fohringer

Im Insolvenzverfahren der Möbelhandelskette Kika/Leiner zeichnet sich ein Wettlauf der Gläubiger um die Anerkennung ihrer Forderungen ab. Insgesamt haben bis zur ersten Prüfungstagsatzung am Montag 450 Gläubiger Forderungen von rund 93,3 Millionen Euro angemeldet. Davon wurden bis dato nur rund zwölf Millionen Euro als zu Recht bestehend anerkannt, teilte der Gläubigerschutzverband AKV nach der Gläubigerversammlung im Landesgericht St. Pölten mit. Die restlichen Forderungen wurden vorerst bestritten.

Großgläubiger ist, wie berichtet, die Finanz, also die Republik Österreich mit rund 46,5 Millionen Euro, gefolgt von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) mit rund 3,5 Millionen und die Covid-19-Finanzierungsagentur Cofag mit rund 3,9 Millionen Euro. Bedingte Forderungen in Höhe von rund 12,1 Millionen Euro haben Vermieter und Banken angemeldet. Diese Forderungen wurden von Insolvenzverwalter Volker Leitner vorläufig bestritten, er wird Überprüfungen durchführen. Die Forderungen der Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer belaufen sich laut dem Gläubigerschutzverband Creditreform auf rund 8,8 Millionen Euro.

Unter der Lupe

Das letzte Wort ist in der Causa noch nicht gesprochen. Gläubiger können Ihre Forderungen bis 14 Tage vor der sogenannten Sanierungsplan- und Schlussrechnungstagsatzung zur Anmeldung bringen. Diese entscheidende Sitzung wird am 25. September stattfinden.

Der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) geht davon aus, dass es zu weiteren Forderungsanmeldungen kommen wird. Die angemeldeten Forderungen seien deshalb nicht repräsentativ für die Bemessungsgrundlage des angebotenen Sanierungsplanes. Nach Angaben der Gläubigerschützer hat der Insolvenzverwalter bis dato 51 Millionen Euro an Passiva anerkannt.

Barquote gefordert

Über den Sanierungsplan abgestimmt wird am besagten 25. September. Es zeichnet sich ab, dass die bis dato angebotene gesetzliche Mindestquote von 20 Prozent in zwei Jahren – das wären 13 Millionen Euro pro Jahr – nicht reichen wird. "Die Mindestquote wird jedenfalls durch die Zahlung einer Barquote zu verbessern sein", stellte Stephan Mazal von Creditreform klar. Diese würden dann in relativ kurzer Zeit fließen. Eine Verbesserung der Sanierungsplanquote strebt auch der KSV an.

Kika/Leiner war Teil der Signa-Gruppe des Tiroler Immobilieninvestors René Benko und hatte am 13. Juni, kurz nach dem Verkauf an Hermann Wieser, Insolvenzantrag gestellt. Bis Ende Juli wurden 23 von 40 Filialen geschlossen, 1.500 Beschäftigte wurden bis dato beim Arbeitsmarktservice zur Kündigung angemeldet. Auch deren Zahl wird weiter steigen, von insgesamt bis zu 1.900 Betroffenen war bei der Insolvenzanmeldung die Rede. Vor der Zahlungsunfähigkeit hatte die Kette rund 3.900 Beschäftigte.

Vermögensverfall

Die Gläubiger sollen am 25. September über den vorgelegten Sanierungsplan abstimmen. Bis dahin soll auch Klarheit in einer politisch heiklen Sache herrschen. Denn da legt der zweite Insolvenzverwalter, Stephan Riel, dem Insolvenzgericht und dem Gläubigerausschuss seinen Bericht vor. Der "besondere Verwalter" soll die Ursachen des Vermögensverfalles aufspüren und allfällige Ansprüche aus einer möglichen Verletzung von Gläubigerschutzbestimmungen prüfen und gegebenenfalls durchsetzen. Der Fokus liege auf den laufenden Verhandlungen mit dem vorherigen Eigentümer.

Steinhoff-Nachspiel

Die Aufarbeitung der bewegten Geschichte der Möbelkette geht unterdessen weiter. Im Prozess um den Bilanzskandal beim südafrikanischen Möbelkonzern Steinhoff, der Kika/Leiner von der Eigentümerfamilie Koch gekauft hatte, wurden zwei Ex-Manager nicht rechtskräftig verurteilt. Sie bekamen bedingte und unbedingte Strafen. Ex-Konzernchef Markus Jooste erschien nicht zum Prozess.