Der Luftverkehr gilt als nicht unbedingt saubere Art der Fortbewegung. Rund drei Prozent der Kohlendioxidemissionen weltweit gehen auf sein Konto. Und dennoch ist die Nachfrage so groß, dass man zum Beispiel beim Analyse-Unternehmen Cirium von einer Verdoppelung der weltweiten Flugzeugflotte bis 2041 ausgeht: 47.700 Flieger werden Airlines dann betreiben, rechnet man vor.

Dabei wächst der Druck auf Fluggesellschaften wie Hersteller, möglichst bis Mitte dieses Jahrhunderts die Zivilluftfahrt CO2-neutral zu gestalten: Vergangenes Jahr einigten sich die Mitgliedsstaaten der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) auf ein Null-Prozent-Ziel bis 2050.

Der Jetliner von Jet Zero: Von dem als Blended-Wing-Body bekanntem Design des Flieger verspricht man sich nennenswerte Emissionseinsparungen.
Der Jetliner von Jet Zero: Von dem als Blended Wing Body bekannten Design des Fliegers verspricht man sich nennenswerte Emissionseinsparungen.
JetZero

Um das zu erreichen, wird bereits weltweit an Lösungen getüftelt. Die einen setzen ihre Hoffnung auf nachhaltigen Treibstoff (Sustainable Aviation Fuels, SAF), andere auf Kompensation, wieder andere auf ein spezielles Design. So wie das kalifornische Start-up mit dem vielversprechenden Namen Jet Zero.

Fließender Übergang

In petto hat es die gar nicht so neue Idee eines Flugzeugs mit einem sogenannten Blended Wing Body (BWB). Dieses Konzept ist quasi eine Mischung aus herkömmlichem Flugzeug ("Rohr mit Flügeln") und "Nurflügler" (wie ihn etwa KLM mit der Uni Delft erprobt). Wobei sich der BWB durch einen abgeflachten, aerodynamisch geformten Rumpf auszeichnet, der sich zwar von den Flügeln klar abgrenzen lässt, dessen Form jedoch fließend in die Flügelform übergeht. Der Rumpf hat dabei einen relevanten Anteil am Auftrieb des Flugzeugs, was das Flugzeug effizienter machen soll.

Das Flugzeug ist für den Einsatz in kommerziellen Flotte konzipiert.
Das Flugzeug ist für den Einsatz in kommerziellen Flotten konzipiert.
JetZero

Obwohl das Unternehmen erst 2022 gegründet wurde, gehen seine Ursprünge auf die Arbeit des Flugzeugherstellers McDonnell Douglas an BWB-Konzepten in den 1990er-Jahren zurück, die von Jet-Zero-Gründer und Chief Technology Officer Mark Page geleitet wurde.

Sein Unternehmen, Dzyne Technologies, hat die BWB-Technologie im Rahmen von Projekten, die von der Nasa mit mehr als eine Milliarde US-Dollar unterstützt wurden, weiter vorangetrieben. Nun bringt er dieses Wissen bei Jet Zero ein.

Militärisches Interesse

"Der BWB ist der beste erste Schritt auf dem Weg zu null Kohlenstoffemissionen", ist sich Jet-Zero-CEO Tom O'Leary sicher. 50 Prozent weniger Treibstoffverbrauch seien möglich, selbst mit herkömmlichem Kerosin und aktuell verfügbaren Triebwerken. Künftig soll das Flugzeug dann auch zum Beispiel mit Wasserstoff fliegen können.

Das US-Militär hat Jet Zero offenbar schon überzeugt. Die Defense Innovation Unit (DIU) des Verteidigungsministeriums, 2015 gegründet, um dem US-Militär schnelleren Zugang zu kommerziellen Technologien zu ermöglichen, wird das Unternehmen über einen Zeitraum von vier Jahren mit einer Summe von 235 Millionen US-Dollar unterstützen. Geld, das für den Bau eines Demonstrationsflugzeugs, X-BWB-1, in Originalgröße verwendet werden soll. Geplante Fertigstellung: erstes Quartal 2027.

Das spezielle Design bringt einen besseren Auftrieb und verringerten Luftwiderstand.
Das spezielle Design bringt einen besseren Auftrieb und verringerten Luftwiderstand.
JetZero

Das Unternehmen hat sich für herkömmliche Triebwerke entschieden, was die Integration des BWB in kommerzielle Flotten erleichtern soll. 250 Passagiere sollen darin schließlich Platz haben. Es soll sich zudem in bestehende Flughafeninfrastruktur einfügen können, verspricht man. Denn auch wenn das Militär höchstes Interesse bekundet, ist das Flugzeug zunächst für den zivilen Markt gedacht und soll eine Nische zwischen "Single-Aisle-Jets" und Großraumflugzeugen besetzen. (max, 22.8.2023)