In der Hand einen Zettel oder das Handy, suchend um sich blickend. Im Schlepptau mindestens ein Kind. Regale mit Malblöcken durchforsten, den gewünschten nicht finden, weil er nicht mehr lagernd ist. Hinüber zu den Schreibgeräten. Die richtigen Pinselgrößen erwischen. Deckweiß gibt es nur im Doppelpack? Wird das Kind schon brauchen. Malschwämmchen im Dreierpack? Rein in den Einkaufskorb.

So oder so ähnlich geht es tausenden Eltern, die gerade die Einkaufsliste für den Schulbeginn abarbeiten.

Schultüte
Noch eine Woche, dann beginnt im Osten des Landes die Schule.
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Hat man einen Taferlklassler, kauft also das erste Mal für den Schulbeginn ein, eröffnen sich neue Welten. In Papierwarenhandlungen biegen sich die Tische vor lauter Schulsachen. Stifte in allen Formen und Farben, Malschachteln, Lineale, Scheren liegen schön aufgereiht in den Regalen. Das muss diese selektive Wahrnehmung sein, dass das bisher an mir vorbeigegangen ist. Ist sicher jedes Jahr zum Schulbeginn so. Fast wie beim Schwangersein: Plötzlich sieht man überall Kinderwagen, die man zuvor niemals wahrgenommen hat, und kennt binnen kürzester Zeit alle Modelle.

Ich google, wie man Stifte und Hausschuhe am besten beschriftet, die Lehrerin empfiehlt es. Total sinnvoll, keine Frage! Man will ja nicht, dass die neuen Sachen gleich wieder verloren gehen. Aber muss ich jetzt wirklich auf dutzende Zettelchen den Namen schreiben, sie ausschneiden und mit Klebeband an den zig Buntstiften befestigen? Die Suchmaschine spuckt Ergebnisse aus: Es gibt Anbieter für individualisierbare Namensetiketten in allerlei Größen. Natürlich. Es gibt Anbieter für alles. Für die Pickerl bin ich die Zielgruppe. Schon bestellt – wenn auch völlig überteuert. Und ich bange, ob sich die Lieferung bis Anfang September überhaupt ausgehen wird.

Der alljährliche Wahnsinn, sagen Leute in meinem Umfeld, die schon länger Schulkinder haben, wenn ich ihnen meine Erfahrungen vom Schuleinkauf schildere. Und schauen mich mitleidig an.

Neues Schuljahr, neue Vorsätze

Im Geschäft stehe ich vor dem Heftregal. Zu meiner Schulzeit gab es Hefte in drei Größen – A4, A5, oder Quart. Und diese entweder glatt, liniert oder kariert. Das ist offensichtlich lange her! Heute ist es diffiziler, denn zusätzlich gibt es Buchstaben- und Rechenhefte. Dort fallen die Zeilen und Kästchen so, dass die Kinder sich beim Schreiben und Eintragen leichter tun. Kreativhefte, Wörterhefte, Musikhefte – auch die gibt es!

Ich schwelge in Erinnerungen. September, das war immer Neubeginn. Mit guten Vorsätzen startete ich ins Schuljahr. Zu Beginn beschriftete ich die Hefte fein säuberlich. Jedes Schuljahr nahm ich mir vor, diesmal aber wirklich ordentlich zu sein. Spätestens im November war der Schlendrian wieder drinnen.

Heuer der Schuleinkauf aus völlig neuer Perspektive. Als Mutter, die alles richtig machen will. Mein Sohn nimmt es gelassen, schaut sich seine Schulsachen in Ruhe auf seinem neu aufgebauten Schreibtisch an. Ich glaube, er ist stolz, endlich bald ein Schulkind zu sein. Stifte, Hefte, Wasserfarben, Klebstoff, Knete. Wir haben jetzt alles beisammen – der Schulbeginn kann kommen.

Wobei, Moment, da war noch was. Die Schultüte muss noch befüllt werden! Der Countdown läuft. (Rosa Winkler-Hermaden, 28.8.2023)