Junge unter Rakete
Manche können den Schulstart kaum erwarten!
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Bis mittags schlafen, am Nachmittag im Freibad chillen, den ganzen Tag nichts tun. Herrlich, so müssen Sommerferien aussehen. Für Eltern sind die großen Ferien nicht immer ganz so entspannt, sie gleichen oft einem Organisationsmarathon. Jüngere Kinder müssen betreut werden, neun Wochen lang. Gut nachvollziehbar, wenn sich Eltern auf den Schulstart und damit einen geregelten Alltag freuen.

Am 4. September beginnt in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland das neue Schuljahr, die anderen Bundesländer folgen am 11. September nach.

Plötzlich klingelt der Wecker wieder viel zu früh, muss das Frühstück schnell gehen, darf nichts vergessen werden, fehlen Unterschriften und Lineal. Das stresst. Konflikte sind vorprogrammiert. Doch wie schaltet man als Familie möglichst gut in den Betriebsmodus?

"Der Wechsel vom Ferienmodus zum Schulalltag geht schwer von heute auf morgen. Besser ist, Eltern geben dem Kind mehr Zeit", sagt Magdalena Rankl, Pädagogin und Beraterin bei der Rat-auf-Draht-Elternseite (elternseite.at). Was hilft, ist etwa ein Countdown für die nächsten Tage bis zum Schulstart. Damit können sich Kinder – und Eltern – Schritt für Schritt ein- oder umgewöhnen.

1. Schulstoff wiederholen

Etwa eine Woche vor Schulbeginn können Eltern ihre Kinder dazu einladen, in den Unterrichtsstoff hineinzuschnuppern. "Wichtig ist, dass der Spaß am Lernen im Vordergrund steht", sagt Magdalena Rankl. "Und mit Druck geht sowieso nichts." Die Pädagogin empfiehlt bei jüngeren Kindern, Lerninhalte in den Alltag zu integrieren. Indem man beim Einkaufen Summen zusammenzählt, in der Straßenbahn Malreihen bildet oder bei Rollenspielen Wechselgeld kalkuliert. "Beim Laufdiktat können Kinder selbstständig üben, und die Bewegung sorgt dafür, dass sich das Gelernte besser im Gehirn verfestigt." Gelernt werden kann übrigens überall. Etwa im Freibad. Und zur Belohnung gibt es hinterher ein Eis.

Die wichtigsten Schwerpunkte des Unterrichtsstoffs zu wiederholen schadet nie. Egal in welcher Schulstufe. Nur: Eltern haben bei Teenagern meist wenig bis gar keinen Einfluss darauf. Wichtiger ist, gemeinsam mit dem Kind das letzte Schuljahr zumindest zu besprechen. Was ist gut oder schlecht gelaufen? Gibt es Fächer, in denen man sich verbessern will? Welche Vorsätze hat das Kind für das kommende Schuljahr? Wie können Eltern das Kind dabei unterstützen?

2. Positiv über die Schule sprechen

Eltern haben eine große Vorbildwirkung für Kinder. Freuen sie sich selbst darüber, dass die Schule wieder beginnt, oder sind sie in Wahrheit genervt von den anstehenden Hausübungen und Prüfungen? "Die Kinder müssen Lust auf Schule kriegen, indem Eltern den Fokus auf die Dinge richten, die schön sind, und mit den Kindern darüber sprechen", sagt Rankl. "Die Kinder treffen wieder ihre Schulfreunde, sie lesen coole Bücher und lernen neue Dinge."

Gerade Schulanfängerinnen und -anfänger orientieren sich stark an den eigenen Eltern. Sätze wie "Jetzt beginnt der Ernst des Lebens" trüben dabei die Vorfreude und Motivation des Kindes. "Das macht eher Angst statt Mut", sagt die Pädagogin.

3. Ängste, Streit, Mobbing

Wenn das Kind schon in den Ferien beim Gedanken an den Schulstart Bauchschmerzen bekommt, sollten Eltern genauer hinsehen: Was sind die Ursachen? Mobbing? Versagensängste? Lehrer? Kinder sind sehr unterschiedlich dahingehend, wie viel sie über die Schule erzählen. Aus den einen sprudelt es nur so heraus, die anderen reden tagelang sehr wenig oder gar nicht. Das ist alles völlig in Ordnung, findet die Pädagogin und gibt Eltern den Tipp: "Achten Sie darauf, in welchen Situationen es für Ihr Kind angenehm ist zu erzählen, und zeigen Sie ehrliches Interesse. Auch wenn Ihr Kind erst kurz vor dem Schlafen losplaudert, sollten Sie Zeit dafür einräumen." Wichtig ist, die Sorgen des Kindes ernst zu nehmen und wenn nötig mit Lehrerinnen zu sprechen.

4. Schlafrhythmus ändern

"Drei bis vier Tage vor dem Schulstart sollte man den Tagesablauf wieder an den des Schullebens anpassen", sagt Rankl. "Die Kinder schaffen das nicht von heute auf morgen." Volksschulkinder benötigen in etwa neun bis elf Stunden Schlaf täglich. Schlafmangel wirkt sich negativ auf die Leistung und die Konzentration aus. Ein Tipp von der Pädagogin: "Schaffen Sie als Eltern in den Tagen vor dem Schulstart Anreize, die das Aufstehen für die Kinder leichter machen. Etwa eine Unternehmung gleich früh am Morgen!"

Wenn Kinder Probleme beim Einschlafen haben, hilft häufig ein Schlafritual. Bei vielen wird abends ein Buch vorgelesen oder ein Hörbuch abgespielt. Außerdem ist es wichtig, dass vor allem jüngere Kinder immer zur selben Zeit ins Bett gehen und aufstehen. Dass Kinder direkt vor dem Einschlafen fernsehen oder am Smartphone spielen, ist laut Rankl keine gute Idee, "weil das Gehirn das wieder verarbeiten muss". Je weniger Licht, desto besser. Das blaue Licht von Bildschirmen hemmt die Bildung des Schlafhormons Melatonin.

Schulsachen
Der Countdown zum Schulbeginn hat begonnen.
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5. Arbeitsplatz sortieren

Ab Schulbeginn sollte jedes Kind zu Hause einen eigenen Arbeitsplatz haben, zumindest wenn es die Wohnverhältnisse erlauben. Dort werden dann die Hausübungen gemacht, dort wird gelernt, aber auch gebastelt, gelesen, gezeichnet.

"Eltern sollten das Kind unbedingt beim Einrichten des Arbeitsplatzes miteinbeziehen." Gemeinsam kann man sich ein Ordnungssystem überlegen. "Das fördert die Selbstständigkeit, und Kinder üben nebenher, wie man aufräumt."

Für bereits vorhandene Arbeitsplätze gilt: Diese sollten noch vor dem Schulstart vom Kind (eventuell gemeinsam mit den Eltern) entrümpelt werden. Eine aufgeräumte, übersichtliche Umgebung unterstützt beim Lernen.

6. Neue Schulsachen

Für das neue Schuljahr und gerade bei der Einschulung gibt es immer viel zu besorgen. Wie wäre es mit einem gemeinsamen Einkaufsbummel für Hefte, Stifte, Jausenbox? So kann sich das Kind seine Schulsachen selbst aussuchen, das steigert die Vorfreude. Einige Eltern kaufen den Kindern zum Schulstart auch neues Gewand oder Schuhe, zumindest wenn das Geld vorhanden ist.

7. Kalender aufhängen

Für die Planung unter dem Jahr empfiehlt sich ein großer, zentraler Kalender, in den alle wichtigen Termine eingetragen werden. So können alle Familienmitglieder leicht sehen, wann zum Beispiel Geburtstage gefeiert werden und wann mit dem gezielten Lernen vor einer Schularbeit begonnen werden soll. Das gibt Struktur und hilft, die Freizeit besser zu planen.

8. Schulfreunde treffen

Wie wäre es, bereits in den Tagen vor dem Schulstart Schulfreundinnen oder Schulfreunde zu treffen? "Dem Kind könnte es helfen, sozial wieder den Anschluss zu finden", sagt Rankl.

9. Schultasche packen

Für den ersten Schultag braucht das Kind noch nicht viel, aber zumindest ein Notizblock, Stifte und eine Flügelmappe für alle losen Infoblätter sollten mit dabei sein.

10. Der letzte Ferientag

Ein Essen oder ein kleiner Ausflug versüßt das Ferienende und bleibt als schöne Erinnerung. Eine nette Kleinigkeit, wie etwa ein besonderer Stift, steigert die Freude am Schulstart und damit die Motivation. GUTEN START! (Nadja Kupsa, 27.8.2023)