Das spanische Nationalteam mit einem Plakat auf dem
Die Unterstützung für die spanische Nationalspielerin Jennifer Hermoso blieb hauptsächlich weiblich.
Handout via REUTERS

Spaniens Fußballweltmeisterinnen haben eine Steilvorlage quer über alle Fußballplätze des Landes gespielt. 81 Topkickerinnen werden nicht mehr für das Nationalteam auflaufen, bis Verbandspräsident Luis Rubiales Konsequenzen für den Kuss erfährt, den er Jennifer Hermoso aufgezwungen hat. Hätte das Männerteam die Vorlage verwertet und es den Frauen gleichgetan, hätte das den Druck auf den Verband multipliziert.

Der Protest blieb hauptsächlich weiblich. Dass sich nur wenige lobenswerte Einzelne solidarisieren, dass nur einige Teams zur Minimalgeste von bedruckten Aufwärmleibchen greifen, ja dass Rubiales glauben kann, mit seiner jenseitigen Angriffsrede vor der Verbandsversammlung samt Täter-Opfer-Umkehr durchzukommen, dass der europäische Fußballverband kein Wort zu den Taten seines Vizepräsidenten verliert, dass honorige Funktionäre wie Bayerns Karl-Heinz Rummenigge den Kuss "absolut okay" finden – all das spricht Bände über das System Fußball.

Rubiales mag schon ein besonderes Exponat sein, doch der beliebteste Sport der Welt beherbergt und toleriert zu viele selbstgerechte Machos, vor allem an seiner Spitze. Auch deshalb muss die Debatte nun groß geführt werden – bis auch der letzte Teilzeit-Sexist verstanden hat, dass im Sport gesellschaftliche Mindeststandards gelten. (Martin Schauhuber, 27.8.2023)