Wem in den letzten Jahren eine große ideologische und sogar räumliche Nähe zwischen der FPÖ und der Identitären Bewegung entgangen ist, den hat offenbar die Gefahr des Rechtsextremismus in- und außerhalb des Parlaments nicht interessiert. Alle anderen dürfen jetzt nicht überrascht sein.

Die ÖVP wiederholt ihre Ablehnung gegenüber Parteichef Herbert Kickl. In den Bundesländern koaliert sie aber mit der von Udo Landbauer angeführten FPÖ.
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Nach der Veröffentlichung des Videos der Freiheitlichen Jugend Österreich, wie sich der frühere Ring Freiheitlicher Jugend neuerdings nennt, werden die Bilder von rechten Fackelzügen, dem "Hitlerbalkon" am Heldenplatz und den Bücherstößen und Fotos historischer und aktueller teils faschistischer Autoren eifrig analysiert. Die Conclusio vieler: Das ist ja wie bei den Identitären. Logisch. Und ja, auch Identitäre treten im Video auf. Etwa die, die längst auch ganz offiziell führende Funktionen in der FPÖ-Jugend innehaben.

Blaue Jugend und Identitäre Bewegung waren schon immer vernetzt. Die einen waren an Biertischen, auf Sommerfesten, in Lesekreisen oder auf den Burschenschaftsbuden der anderen zu finden – und umgekehrt. In Graz vermietete schon vor Jahren ein Gemeinderat den Identitären Räume für ihre Zentrale, auch in diversen Parteijobs tauchten immer wieder Identitäre Kader auf. Nur als ruchbar wurde, dass der Attentäter von Christchurch nicht nur denselben großen Unsinn vom großen Bevölkerungsaustausch verbreitete, sondern auch Identitären-Chef Martin Sellner Geld spendete, wurde man vorsichtiger. Doch seit Herbert Kickl am Ruder ist, wird die Truppe nun als "NGO" verharmlost, obgleich ihre Symbole verboten sind.

Heuchlerisch ist dabei die Kritik der ÖVP. Generalsekretär Christian Stocker meint zwar, das Video bestätige die Ablehnung der ÖVP gegenüber Kickl, erwähnt aber nicht, dass Udo Landbauer, der in Niederösterreich mit Johanna Mikl-Leitner genderfrei regiert, im Video im Fackelschein in die Kamera strahlt. Man wird sehen, wer 2024 mit der Bundes-ÖVP regiert. (Colette M. Schmidt, 30.8.2023)