Ob man den Fokus eher auf "Haben" oder auf "Sein" legt, ist eine regelrechte Gretchenfrage, die jeder Mensch nur für sich selbst beantworten kann. Ob man gerne Materielles sammelt und hortet oder sich mit so wenigen weltlichen Dingen wie möglich belasten möchte, ist individuell verschieden. Der österreichische Schriftsteller Egon Friedell hatte dazu eine klare Meinung: "Besitz jeder Art [...] ist etwas, das unsere Kräfte lähmt, unsere Träume verscheucht, unsere Unruhe beschwichtigt."

Eine Hand dreht einen beschrifteten Holzklotz zwischen dem Wort
Was ist Ihre Präferenz?
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Absolutes Minimum vs. Villa Kunterbunt

Auch wenn die soziale Schere immer weiter aufgeht und in aktuellen Krisenzeiten immer mehr Menschen die Auswirkungen von Inflation und Co schmerzlich zu spüren bekommen: In unserer Überflussgesellschaft scheinen Verzicht und Minimalismus gewissermaßen im Trend zu liegen. Mithilfe von Marie Kondo entrümpelt man seinen Kleiderschrank und sein Bücherregal, Tiny Houses boomen, und Wohnungen im "clean chic", so leer und reduziert wie im Möbelhaus, sind für viele Menschen absolut erstrebenswert. Mit leichtem Gepäck durchs Leben zu gehen, anstatt mehr und mehr Besitz anzuhäufen, um den man sich dann auch noch kümmern muss, kann sich befreit und entspannt anfühlen – man erlebt das bewusst gewählte Nichthaben als ein Plus an Lebensqualität.

Auf der anderen Seite gibt es die Sammlerinnen und Sammler, die große Freude dabei empfinden, nach und nach immer mehr begehrte Objekte anzuhäufen. Die reich gefüllte heimische Bibliothek, in der jedes gewünschte Werk gleich zur Hand ist. Die gemütliche Wohnung, in der es so viele dekorative und praktische Schätze zu entdecken gibt. Die kunterbunten Häuser, bei deren Betreten man gleich ein Gefühl von Lebendigkeit empfindet, selbst wenn niemand zu Hause ist. Menschen, die sich hier wohlfühlen, empfinden den Inhalt ihrer vier Wände auch nicht als unnötigen Ballast.

Wie sehen Sie das?

Sind Sie ein Fan des "Less is more"-Gedankens? Wie viel ist zu viel? Wie gelingt es Ihnen, unnötigen Ballast fernzuhalten? Oder sehen Sie sich eher als jemanden, der gerne aus dem Vollen schöpft und Freude am Sammeln empfindet? (Daniela Herger, 4.9.2023)