Die Reaktion auf Krisenzeiten, wie sie aktuell Realität sind, ist vielfach jene, zu reduzieren, wo es geht. Man stellt sich beim Einkaufen vielleicht häufiger als sonst die Frage, ob bestimmte Dinge wirklich notwendig sind, und hält nach möglichen Alternativen Ausschau. Man macht sich möglicherweise generell Gedanken, wofür man sein Geld ausgibt und ob diese Gewohnheiten veränderbar sind. Auf der anderen Seite gibt es das – nicht unumstrittene – Phänomen des "Lipstick Index", das besagt, dass gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten die Verkäufe von Lippenstiften in die Höhe schnellen. Psychologisch gesehen scheint das nachvollziehbar: Wenn man auf viele große Genüsse verzichten muss, investiert man scheinbar als eine Art Ersatzhandlung in kleine, vielfach günstigere Alltagsfreuden.

Sich belohnen: Viele Optionen für ein Gefühl

Das kleine Glück in Form solcher Belohnungen kann äußerst vielfältig ausfallen und für jeden Menschen individuell sein. Was dadurch passiert, ist biologisch betrachtet klar: Im menschlichen Gehirn wird bei entsprechender Stimulierung der "Belohnungsbotenstoff" Dopamin freigesetzt – eine Art körpereigene Droge, die Glücksgefühle auslöst. Unterschiede bestehen lediglich beim Trigger, den es dafür benötigt – und dieser muss auch nicht notwendigerweise überhaupt etwas kosten. "The Best Things In Life Are Free" heißt es im gleichnamigen Song von Ray Henderson, der 1927 für das Musical "Good News" verfasst wurde und genau dieses Phänomen thematisiert.

Eine Frau liegt entspannt in einer Blumenwiese und schnuppert an einem Gänseblümchen
"So sche!"
Getty Images/Eva Katalin Kondoros

Sich bewusst für etwas Zeit zu nehmen, das man gerne tut, aber zu dem man vielleicht nur selten kommt, kann große Freude bereiten, sei es ein Ausflug mit geliebten Menschen oder das Ausüben einer Sportart, die einem Spaß macht und für die man das notwendige Equipment ohnehin besitzt. Möglicherweise geht man gerne ausgiebig mit seinem Hund spazieren oder begibt sich auch ohne tierische Begleitung in die Natur, um die Ruhe eines Waldes oder den entspannenden Ausblick auf einen See oder Fluss zu genießen. Orte aufzusuchen, die man als ästhetisch ansprechend oder besonders gemütlich erlebt, kann ebenfalls als Luxus empfunden werden, für den man nicht notwendigerweise viel Geld ausgeben muss.

Andere Freuden, die als kleiner Luxus empfunden werden, kosten vielleicht schon ein wenig Geld, das man aber als gut investiert erlebt. Vielleicht geht man gerne in ein Museum und erfreut sich an namhaften Meisterwerken oder moderner Kunst. Oder aber man gönnt sich ab und zu einen richtig guten Kaffee in einem traditionsreichen Kaffeehaus oder eine besondere Nascherei.

Wie ist das bei Ihnen?

Was gönnen Sie sich zwischendurch gerne – und in welchen Situationen? Welche gar nicht teure Freude würden Sie gerne öfter genießen – und woran scheitert dieses Vergnügen? Teilen Sie Ihre kleinen Genüsse mit der STANDARD-Community und inspirieren Sie andere! (Daniela Herger, 21.8.2023)