Logo der TikTok-App auf einem Smartphone-Display.
Nutzerinnen und Nutzer sollen Tiktok-Inhalte, die mithilfe von KI-Tools erstellt worden sind, eindeutig erkennen können, wenn es nach den neuen Plänen der Videoplattform geht.
AP / Kiichiro Sato

Da künstliche Intelligenz zunehmend in die Erstellung von Inhalten integriert wird, ist die Frage der Transparenz und Klarheit für Nutzerinnen und Nutzer zu einem dringenden Anliegen geworden. Tiktok, führende Plattformen für kurze Videoinhalte, hat jetzt angekündigt, diese Herausforderung anzugehen. Das Unternehmen führt ein Tool ein, mit dem die Ersteller ihre Videos als "KI-generiert" kennzeichnen können. Damit soll eine Ebene der Transparenz geschaffen werden, die die Betrachter darüber informiert, wenn künstliche Intelligenz bei der Erstellung der Inhalte involviert war.

Die Motivation für diese Entscheidung ergibt sich aus dem Potenzial von KI-generierten Inhalten, die einstige Grenzen zwischen Realität und Fälschung zunehmend verwischen lassen. Tiktok hatte zwar zuvor seine Richtlinien aktualisiert, um die Kennzeichnung synthetischer Medien wie beispielsweise Deepfakes zu fordern, die die Betrachter in die Irre führen könnten. Es soll allerdings nicht nur um Extremfälle gehen, in denen KI zur absichtlichen Täuschung eingesetzt wird. Auch "gutartige", wenn man so möchte, oder künstlerisch orientierte Anwendungen von KI können eine "Grauzone" schaffen, in der die Herkunft und Authentizität des Inhalts für den Betrachter unklar ist. In solchen Fällen würde eine Kennzeichnung, die auf den Einsatz von KI hinweist, helfen, das Gesehene oder Gehörte besser einzuordnen.

Dieses neue Tool wird nahtlos in das bestehende System von Tiktok integriert und erscheint als Option für die Ersteller, wenn sie ihre Videos hochladen. Tiktok erwartet von seiner Community nicht, dass sie vergangene Inhalte rückwirkend kennzeichnet. Sobald das Tool zur Kennzeichnung eines Videos verwendet wird, erscheint eine Meldung unter dem Benutzernamen des Erstellers, um darauf hinzuweisen, dass es sich um KI-generierte Inhalte handelt. Explizite Strafen sind nach jetzigem Stand nicht vorgesehen, wenn Content-Ersteller ihre KI-beeinflussten Inhalte nicht kennzeichnen, solange sie nicht unter die bereits bestehenden Richtlinien für synthetische Medien fallen.

Automatisierung wird geprüft

Neben der manuellen Kennzeichnung erforscht Tiktok auch automatisierte Möglichkeiten zur Identifizierung und Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten. Während die Details noch vertraulich bleiben, will das Unternehmen verschiedene Erkennungsmodelle einsetzen und erwägt Partnerschaften, die KI-Kennzeichnungen direkt in die Inhalte einbetten würden.

Dieser Schritt steht im Einklang mit breiteren Trends in der Tech-Industrie, schließlich haben Größen auf diesem Gebiet wie OpenAI und Google bereits eigene Initiativen zur KI-Erkennung angekündigt, während die Europäische Union generell für eine umfassende Kennzeichnung als Schutz gegen Desinformation eintritt.

Umbenennung der Filter

Ein weiterer subtiler, aber bemerkenswerter Aspekt der neuen Transparenzoffensive von Tiktok ist die Umbenennung seiner Palette von Filtern und Effekten, die KI nutzen. Dies scheint eine Umkehr der bisherigen Haltung des Unternehmens zu sein, die sich in der bisherigen Zurückhaltung bei der Klärung der Technologie hinter dem viralen Filter "Bold Glamor" ausdrückt. Von nun an wird die KI-Komponente in diesen Effekten explizit erwähnt werden, und Tiktok plant, diese Anforderung auch auf die Ersteller von Drittanbieter-Effekten auszuweiten.

Bei der Entwicklung dieser Kennzeichnungen konsultierte Tiktok nicht nur seine internen Sicherheitsbeiräte, sondern auch externe Experten vom MIT. Ziel war es, eine Terminologie zu finden, die bei allen demografischen Gruppen Anklang finden würde. Der Begriff "KI-generiert" wurde als allgemein verständlich identifiziert und bildet einen Eckpfeiler von Tiktoks Vorstoß zur Verbesserung der Medienkompetenz durch Lehrvideos und andere Ressourcen.

Die Tiktok-Entscheidung, eine Kennzeichnung für KI-generierte Inhalte einzuführen, ist durchaus Teil eines größeren Trends, der die Notwendigkeit ethischer und transparenter Praktiken anerkennt, da sich künstliche Intelligenz in verschiedenen Bereichen immer mehr durchsetzt. Da künstliche Intelligenz immer mehr zu einem integralen Bestandteil der Erstellung und des Konsums von Inhalten wird, sollten Nutzern klare Informationen zur Verfügung gestellt werden, damit sie transparent nachvollziehen, womit sie es zu tun haben. (bbr, 20.9.2023)