Er wolle langfristige Entscheidungen zum Wohl seines Landes treffen, sagt Premierminister Rishi Sunak. Gleich der erste Schritt aber beschädigt die Glaubwürdigkeit: Die Insel verwässert ihre Klimapolitik und verabschiedet sich von ihrer Vorreiterrolle. Da hilft es wenig, zu sagen, man habe seit 1990 den CO2-Ausstoß stärker verringert als vergleichbare Industrieländer. Auch Sunaks Beteuerungen, sein Land werde am Ziel der Klimaneutralität 2050 festhalten, nützen der Welt wenig. Denn was geschieht in den 27 Jahren bis dorthin?

Macht eine Wende in der Klimapolitik: der britische Premierminister Rishi Sunak.
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Alle zusätzlichen Emissionen verschärfen die schon jetzt bestehende Krise. Auch auf der Insel nehmen extreme Wetterphänomene zu und verursachen Milliardenschäden. Von diesen Kosten redet Sunak kaum. Auch verschweigt er die immensen Chancen neuer grüner Technologien, die Investitionen ins Land bringen und Arbeitsplätze schaffen. Umso mehr warnt er vor den Kosten der Umrüstung von Verbrennern auf E-Fahrzeuge, von Öl- und Gasboilern auf Wärmepumpen.

Aller Rhetorik zum Trotz: Der Finanzpolitiker Sunak denkt ganz kurzfristig an die nächste Wahl. Scheinbar hoffnungslos liegen seine Torys hinter der Labour Party zurück. Nun sollen Wohltaten für Autofahrer und Immobilienbesitzer die Wende bringen. Der Premier erspare der Bevölkerung zusätzliche Kosten auf dem Weg zu "Net Zero", melden die konservativen Medien begeistert. Dass die gesamtgesellschaftlichen Kosten dadurch nur größer werden, verschweigen sie. (Sebastian Borger, 21.9.2023)