Betrüger können auch vorhandene Telefonnummern nutzen, um sich so für Behörden oder Servicepartner von Firmen auszugeben.
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Fake-Anrufe, bei denen zunächst etwa der Weingeschmack der Opfer abgefragt wird, um später persönliche Daten zu erfragen, nehmen erschreckend rasant zu. Rund 2.000 Beschwerden gingen im Monat bei der zuständigen Behörde RTR (Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH) ein. Tendenz vor allem in den letzten Monaten stark steigend. Deshalb drängt die Behörde dazu, rechtliche Schienen zu bauen, um die Mobilfunker in dieser Sache stärker in die Pflicht zu nehmen.

Erschreckend starker Anstieg

Anfang Oktober soll ein Verordnungsentwurf präsentiert werden, wie ein Sprecher der RTR im Ö1-"Morgenjournal" am Freitag wissen ließ. Vor allem die aktuell häufigste Betrügerei soll hier gezielt in Angriff genommen werden: Nummernklau oder auch "Spoofing". Hier werden Anrufe von einer österreichischen Rufnummer aus dem Ausland getätigt - dahinter verbirgt sich jedoch ein Betrüger. Die Nummern können jedoch nicht einfach gesperrt werden, da die meist ahnungslosen Besitzer diese sonst verlieren würden.

"Der Verordnungsentwurf der Regulierungsbehörde sieht daher vor, dass österreichische Betreiber bei Anrufen aus dem Ausland mit österreichischen Rufnummern eine Verifizierung der Rufnummer vornehmen müssen. Wenn ein Missbrauchsfall vorliegt, dann darf der Anruf nicht zugestellt werden", lässt ergänzend Digital-Staatssekretär Florian Tursky in einer Pressemitteilung wissen. Auch im Ministerium ist man sich mittlerweile der Tragweite bewusst und bestätigt in eben jener Pressemitteilung: "Wir gehen gegen Rufnummernmissbrauch vor!"

Österreichische Netzbetreiber sollen deshalb dazu verpflichtet werden, sobald Anrufe aus dem Ausland mit einer österreichischen Festnetznummer geschehen, diese gar nicht mehr durchzustellen. Anrufe aus dem Handynetz seien natürlich komplizierter, gibt die RTR zu, es soll aber auch hier an einer "technischen Lösung" gearbeitet werden. Einen Monat lang soll die Verordnung nun für Stellungnahmen, auch von den Mobilfunkern, offen sein, danach soll sie bereits in Kraft treten.

Ebenfalls zu Wort meldet sich bezüglich dieser zunehmenden Betrugsmasche der Verein für Konsumenteninformation. Hier seien vor allem Beschwerden bezüglich Fällen von Datendiebstahl erschreckend gestiegen. Sogar Onlinebanking-Daten werden offenbar häufig an Unbekannte weitergegeben, erklärt eine Sprecherin des VKI. Das Geld danach von den Banken zurückzufordern sei schwierig. Es gehe vor allem darum, ob man das Verhalten der Opfer als "grob fahrlässig" bezeichnen kann, was die Banken in solchen Fällen oft tun. Wenn zu Unrecht jemand vom Konto des Opfers Geld abbucht, ist laut VKI innerhalb von 13 Monaten das Geld allerdings rechtmäßig von der Bank wieder einzufordern.

Onlinebetrug wird Massenphänomen

Die Zunahme an Betrugsfällen in diesem Bereich ist nicht neu. Im Juli warnte das Finanzministerium öffentlich vor betrügerischen E-Mails und SMS, die vorgeblich von Österreichs digitalem Amt – oesterreich.gv.at – verschickt werden. Den Empfängerinnen und Empfängern wurde eine Rückerstattung vorgegaukelt, wofür sie einen Onlineantrag ausfüllen sollten. Der in den Mails beziehungsweise SMS enthaltene Hyperlink führte jedoch auf eine gefälschte Webseite im Stil von Finanz Online, wo die Eingabe von persönlichen Daten, insbesondere Kontoinformationen, verlangt wird.

Im März wurde die zum Thema passende Kriminalstatistik 2022 für Österreich veröffentlicht. Auch für 2023 war im Bereich der Internetkriminalität ein starker Anstieg zu verzeichnen – von 17.068 angezeigten Straftaten im Jahr 2021 auf 22.320 im Jahr 2022. Wenig überrascht davon ist Martin Heimhilcher, Obmann der Sparte Information und Consulting der WK Wien: "Seit der Corona-Krise wurde vieles ins Digitale verlagert. Und das hat sich seither auch nicht mehr verändert." Begünstigt wird die Verbreitung von Cybercrime durch die Möglichkeiten der Anonymisierung, der Verschlüsselung und die unbegrenzte Verfügbarkeit des Internets.

Der STANDARD hat für weitere Stellungnahmen zu dem Thema bei der RTR und A1 angefragt. Diese werden an dieser Stelle zu einem späteren Zeitpunkt ergänzt. (aam, APA, 22.9.2023)