Menstruationsprodukte wie Tampons können schnell ins Geld gehen. Deswegen soll es sie jetzt mancherorts kostenlos geben.
Periodenprodukte wie Tampons können schnell ins Geld gehen.
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Die Menstruation ist zum Teil noch immer ein Tabuthema. Doch vor allem ist die Menstruation für Frauen ein großer Kostenfaktor. Denn Tampons und Binden oder auch nachhaltige Menstruationsprodukte wie wiederverwendbare Menstruationstassen sind teuer. Bis zu 2.640 Euro müssen Frauen laut einer Erhebung der Arbeiterkammer auf 40 Jahre gesehen für Periodenprodukte ausgeben. Viele Frauen können sich das nicht leisten.

Für fast jede dritte Frau sind die monatlichen Ausgaben für Menstruationsprodukte eine finanzielle Belastung. Das ergab eine Umfrage der Kinderrechtsorganisation Plan International in Österreich. 53 Prozent der Befragten würden sich demnach besser mit Hygieneartikeln versorgen, wenn diese günstiger wären. In der jüngsten Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen sagten dies sogar 68 Prozent. Um diese Problematik zu beschreiben, wurde der Begriff Periodenarmut etabliert.

Flächendeckende Projekte und Initiativen dagegen gibt es in Österreich noch nicht. Doch einige Bundesländer wollen nun gegen Periodenarmut vorgehen und Frauen kostenlose Menstruationsprodukte zur Verfügung stellen. In Wien zum Beispiel erhalten Frauen und Mädchen ab Mitte Oktober in allen Bipa-Filialen kostenlose Menstruationsartikel. Dafür müssen sie sich zunächst in Sozialmärkten, Jugendeinrichtungen oder im Frauengesundheitszentrum Gutscheine besorgen, mit denen sie dann monatlich eine Packung Binden oder Tampons in den Drogeriemärkten erwerben können. Das Angebot richtet sich also in erster Linie an einkommensschwache Mädchen und Frauen, die diese Einrichtungen nutzen bzw. nutzen dürfen. "Keine Frau und kein Mädchen soll vor der Frage stehen, ob sie sich Tampons und Binden leisten kann", sagte Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál (SPÖ).

Projekt im Burgenland gestartet

Das Land Burgenland stellt bereits seit dem 11. September in den Frauenberatungsstellen in allen sieben Bezirken kostenlose Menstruationsprodukte für Frauen und Mädchen zur Verfügung. "Damit erreichen wir alle Burgenländerinnen möglichst wohnortnah und bieten ihnen eine Möglichkeit, sich mit Gratis-Menstruationsartikeln zu versorgen", erklärt Dorothea Müllner-Frühwirth von der Landespressestelle auf STANDARD-Anfrage. Alle Frauen könnten die Gratisartikel beziehen, "unabhängig davon, ob und wo sie zur Schule gehen, ob sie einen Lehrberuf ausüben, berufstätig, alleinerziehend sind oder in welcher sonstigen Lebensphase sie sich gerade befinden".

Auch in Bildungseinrichtungen gibt es bereits Initiativen. In Vorarlberg sind seit dem Schuljahr 2023/2024 auf den Mädchentoiletten an allen Landesschulen, das sind in erster Linie alle Berufsschulen, kostenlose Menstruationsartikel verfügbar. Das hat der sozialpolitische Ausschuss des Landtages vergangenen Februar beschlossen. Finanziert werden die Produkte vom jährlichen Budget, das den Schulen vom Land zur Verfügung gestellt wird. Ein zusätzliches Budget gibt es also nicht für die Periodenprodukte.

Auch an einigen der anderen Vorarlberger Schulen, die nicht in Landesverantwortung liegen, wurden derartige Initiativen laut einem Sprecher des Landes Vorarlberg bereits umgesetzt. Das Bildungsministerium teilt dem STANDARD dazu mit: "Schulen in Trägerschaft des Bundes haben Budgetautonomie. Sie können aus den zur Verfügung stehenden Mitteln Hygieneprodukte und Menstruationsprodukte anschaffen und bereitstellen." Ein gesondertes Budget dafür sei nicht vorgesehen.

In Wien gibt es an einigen Schulen ähnliche Projekte. Ebenso wie an einigen österreichischen Universitäten – zum Beispiel in Wien und Graz. Finanziert werden die Produkte von der Uni selbst.

Jugendvertretung fordert bundesweite Lösung

Für die Bundesjugendvertretung (BJV) reicht das jedoch noch nicht. Deswegen hat sie mit der Organisation Plan International und dem Unternehmen Erdbeerwoche, das sich auf nachhaltige Periodenprodukte spezialisiert hat, die Online-Petition "Leistbare Periodenprodukte für Alle" gestartet. Darin fordern sie von Frauen- und Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) und Sozial- und Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) unter anderem die Bereitstellung von kostenlosen Periodenprodukten am Arbeits- und Ausbildungsplatz und in allen öffentlichen Toiletten.

Bis Ende September haben mehr als 3.300 Personen die Petition unterzeichnet, 4.000 Unterschriften sind das Ziel. "Die Versorgung mit Periodenprodukten sollte genauso selbstverständlich sein wie das Vorhandensein von Toilettenpapier", sagt BJV-Vorsitzende Rihab Toumi von der Sozialistischen Jugend Wien dem STANDARD.

Andere Länder in Europa sind da bereits weiter. Als Vorbild gilt Schottland. Bereits seit 2021 ist dort an allen Schulen die Bereitstellung von kostenlosen Periodenprodukten Pflicht. 2022 wurde das Gesetz auf alle öffentlichen Gebäude ausgeweitet. In Frankreich sollen Frauen bis zum Alter von 25 Jahren künftig die Kosten für wiederverwendbare Periodenprodukte von der Sozialversicherung erstattet bekommen. Die Regelung solle zum nächsten Jahr greifen, kündigte Premierministerin Élisabeth Borne (La République en Marche) im März an. Bereits seit 2021 werden kostenlose Menstruationsprodukte an Universitäten bereitgestellt.

Ministerium will Studie abwarten

In Österreich kann von einer einheitlichen Lösung bisher nicht die Rede sein. In Tirol, Salzburg, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark sind derzeit keine Maßnahmen geplant, wie die jeweiligen Pressestellen der Länder auf Anfrage mitteilen. Die niederösterreichische Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) stehe der Idee aber "sehr positiv gegenüber". Sie sei im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus den Bundesländern, wo es derartige bereits Angebote gibt. In der Steiermark gab es von März bis Mai 2023 ein vom Gesundheitsfonds finanziertes Pilotprojekt, dieses werte man momentan aus, teilt eine Sprecherin mit. Auf Basis der Ergebnisse werde über weitere Schritte entschieden.

Oberösterreich verweist auf Initiativen von einzelnen Gemeinden. Und aus Kärnten heißt es, die zuständige Frauenlandesrätin Sara Schaar (SPÖ) mache sich für eine bundesweit einheitliche Lösung stark. Doch diese gibt es bisher noch nicht.

Auf STANDARD-Anfrage teilt das Gesundheits- und Sozialministerium mit, eine Studie zum Thema Menstruationsgesundheit beauftragt zu haben. Diese solle Ende des Jahres fertig sein und erstmals österreichweite Daten zur Menstruation, Menstruationshygiene und gynäkologischen Erkrankungen liefern. Ziel sei es, Empfehlungen für weiterführende Maßnahmen zu generieren – auch was den Zugang zu Menstruationsartikeln betrifft. (Leonard Laurig, 3.10.2023)