Universität Wien Hauptgebäude
Die beste heimische Platzierung im THE-Ranking erreicht die Universität Wien mit Rang 119, sie konnte sich damit erneut leicht verbessern.
STANDARD/Christian Fischer

Im aktuellen jährlichen Universitätsranking von "Times Higher Education" ("THE") ist Österreich nur noch mit einer Hochschule in den Top 200 vertreten. Die beste heimische Platzierung geht wieder an die Universität Wien, die gegenüber dem Vorjahr leicht von Rang 124 auf 119 nach vorne gerückt ist und damit ihren Aufwärtstrend im "THE"-Ranking fortsetzt – sie hat sich damit seit dem Studienjahr 2020/21, in dem es einen Rückfall gab, schrittweise um 45 Plätze verbessert.

Verschlechtert haben sich hingegen die Medizinischen Universitäten Graz und Wien, die im Vorjahr auf den Rängen 168 und 194 lagen. Nun sind beide aus den Top 200 herausgefallen und scheinen nur mehr in der gesammelten Gruppe "201–250" auf, in der das Ranking keine punktgenauen Platzierungen mehr ausweist (siehe Grafik).

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Datenbanken und Umfragen

Das Ranking von "Times Higher Education" gehört zu den wichtigsten Hochschulrankings unter den weltweit zahllosen Ranglisten – das traditionsreiche britische Magazin ist inzwischen Teil eines größeren Konzerns, der sich der Beratung von Bildungsinstitutionen widmet. Im Vergleich zu anderen Rankings sind die Indikatoren, die zur Berechnung des Gesamtresultats einer Uni herangezogen werden, bei "THE" recht breitgestreut. Der Bereich der Lehre, der in vielen anderen Ranglisten weniger stark gewichtet wird, macht hier knapp 30 Prozent aus.

Jeder Indikator setzt sich seinerseits aus verschiedenen Faktoren zusammen. Die Zahlen dahinter stammen aus öffentlichen Statistiken, Publikationsdatenbanken, Umfragen in der internationalen wissenschaftlichen Community sowie Daten, die die jeweiligen Unis selbst liefern. Im Bereich der Lehre spielt die abgefragte Reputation des Unterrichtens eine große Rolle, zusätzlich kommen etwa das zahlenmäßige Verhältnis von Studierenden und Lehrenden und die Studierendenstruktur (Doktoranden im Verhältnis zu Bachelorstudierenden) zum Tragen.

Forschung spielt Hauptrolle

Die zwei anderen großen Indikatoren betreffen das Forschungsumfeld und die Forschungsqualität, die jeweils ein Gewicht von rund 30 Prozent haben. Da geht es etwa darum, wie oft und wo die Artikel von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern zitiert werden, wie viele Forschungsgelder und exzellente Projekte eine Uni einwirbt, sowie um die Reputation. Kleinere Indikatoren sind zudem die internationale Vernetzung und die Industriekooperation.

Die bestgereihten Unis weltweit und in Österreich, und wie die Ergebnisse berechnet werden.
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Dieses Jahr wurde die Gewichtung gegenüber den Vorjahren geringfügig verändert, so werden nun auch Patente einer Uni als positiver Faktor einbezogen. Im Wesentlichen blieb die Berechnungsweise aber gleich wie in der Vergangenheit, sodass der Vergleich seine Aussagekraft behält.

Niederlande stark, China legt rasch zu

An der globalen Spitze gibt es jedenfalls keine Überraschungen, sämtliche der besten zehn Hochschulen stammen aus den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich, auf Platz eins steht die Uni Oxford. Spannend ist aber der rasante Aufstieg der chinesischen Unis: Die Pekinger Tsinghua-Universität erklimmt den zwölften Platz, und in den Top 100 befinden sich mittlerweile 13 Unis aus China, vor fünf Jahren war es bloß eine.

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Die höchstgereihte kontinentaleuropäische Uni ist die ETH Zürich, die wie im Vorjahr Platz elf erzielen konnte. Im Vergleich zur österreichischen Performance beeindruckend wirkt die Performance des niederländischen Systems: Das Land hat mit seinen 18 Millionen Einwohnern sechs seiner Unis in die Top 100 gebracht.

Ziel kommt nicht näher

Ein Ergebnis, von dem der hiesige Hochschulsektor weit entfernt ist. Die türkis-grüne Bundesregierung hat sich kurz nach ihrem Amtsantritt explizit auf das "THE"-Ranking bezogen und das Ziel ausgerufen, bis 2030 zwei heimische Unis in die Top 100 zu bugsieren. Im Rahmen der Regierungsstrategie für Forschung, Technologie und Innovation (FTI) wird seither regelmäßig überprüft, wie realistisch dieses Ziel noch ist – und da sieht es laut dem letzten FTI-Bericht aus dem Juni recht düster aus. Weil ein massiver Investitionsschub in die Hochschulen fehlt, sei ein Sprung bei den Rankings nicht in Sicht, heißt es. Zwar gebe es leichte Entspannung bei den Betreuungsverhältnissen, doch für eine spürbare Aufstockung des wissenschaftlichen Personals gebe es schlicht zu wenig Budget.

Auch das aktuelle "THE"-Ranking deutet darauf hin, dass die österreichischen Unis beim Indikator Lehre tendenziell schwächer abschneiden als beim Forschungsoutput. Insgesamt lässt sich aus den diesjährigen Verschiebungen jedoch keine klare Richtung des österreichischen Gesamtsystems ableiten. Dem leichten Absinken der Med-Unis Graz und Wien steht beispielsweise der Aufstieg der TU Wien entgegen, die aus der Gruppe "401–500" auf "251–300" aufrückte, auch die Uni Linz hat sich verbessert. Im Großen und Ganzen herrscht seit Jahren Stagnation, die Kunst- und Wirtschaftsunis werden aufgrund der engen Spezialisierung vom Ranking übrigens nicht berücksichtigt.

Geld ist entscheidend

Im Einklang mit dem FTI-Bericht hat eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) jüngst dargelegt, dass – bei gleichbleibender Verteilung der Budgetanteile auf die Unis – jährlich reale Steigerungen der Forschungsausgaben von rund acht Prozent nötig wären, um die gewünschten Platzierungen zu erreichen. Die laufenden Budgetverhandlungen zwischen Bildungs- und Finanzministerium erwecken allerdings nicht den Eindruck, dass es auch nur ansatzweise in diese Richtung gehen wird. Der Präsident des öffentlich finanzierten Wissenschaftsfonds FWF warnte am Dienstag gar vor der Streichung von Projekten, zumal laut seinen Informationen Einsparungen bei dem eigentlich bereits paktierten Budget der Grundlagenforschung drohen. (Theo Anders, 27.9.2023)