Udo Landbauer
Hält ein höheres Tempo für "nur vernünftig": der niederösterreichische FPÖ-Chef Udo Landbauer.
Helena Lea Manhartsberger

Der heurige Herbstbeginn in Österreich ist der wärmste seit Aufzeichnungsstart. Das ist zwar angenehm – Kurzarm-T-Shirt und Schanigartenrunden im Oktober. Aber es ist auch unheimlich: Laut einhelliger Analyse der Wissenschaft werden Wetterphänomene wie dieses durch die zunehmende Klimaerhitzung häufiger – und das wiederum hat mit zu viel CO2 in der Atmosphäre der Erde zu tun.

Zu viel CO2 stoßen zum Beispiel schnell fahrende Autos aus. Je schneller, umso mehr. Und schon sind wir beim jüngsten Vorschlag aus der Lobby tempoverliebter Klimaschutz-Ignoranten, als deren Sprachrohr sich die FPÖ zunehmend aufdrängt. Tempo 150 auf den "gut ausgebauten Strecken" unserer Autobahnen sei "nur vernünftig" – auch, um der grünen "Klimareligion", die Tempo 100 forciere, etwas entgegenzusetzen – verkündete der niederösterreichische Landeshauptfrau-Stellvertreter Udo Landbauer (FPÖ).

Vernünftig, wirklich? Angesichts dieser Art von Ratio fällt einem Dr. Strangelove ein, die atombombenliebende Hauptfigur im nämlichen Stanley-Kubrick-Film. Da trudeln inzwischen im Tagesabstand, weit häufiger als noch vor wenigen Jahren, Bilder von mittelgroßen bis ungeahnt zerstörerischen Wetterkapriolen ein. Dürre, Fluten, geborstene Dämme, zerstörte Häuser, verzweifelte Menschen, tote Tiere. Aber der Kohlendioxide ausstoßende niederösterreichische Autofahrer soll lachend stärker auf die Tube drücken?

Diese Einstellung kündet von einer höchst beschränkten politischen Sichtweise. Eine, die neben dem Schneller-Autofahren auch bei Themen wie Fleischkonsum, Gendern und mehr existiert. Nichts ändern, ganz im Gegenteil: Die FPÖ spricht solche rückwärtsgewandten Bedürfnisse an. In Niederösterreich, wo sie dank der ÖVP zu politischer Macht gekommen ist, kann sie das breitenwirksam tun. Das ist ein Problem. (Irene Brickner, 6.10.2023)