Auch in Österreich gibt es nicht wenige Zinshäuser, die dringend auf eine Renovierung warten. Vor allem die Heizsysteme sind meist in die Jahre gekommen und wenig nachhaltig. Doch Sanierungen wie diese sind teuer und sind vor allem dann, wenn das Zinshaus Privatpersonen gehört, finanziell nur schwer zu stemmen. Oft bleibt Familien nur die Option, ihr Haus an einen Investor zu verkaufen, wodurch Immobilien nicht selten zu Spekulationsobjekten werden.

altes Zinshaus Wien
Ein Forschungsprojekt sucht Zinshaus-Eigentümerinnen, die innovativen Wohnformen gegenüber aufgeschlossen sind.
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Eine Lösung für dieses Problem könnten Baugruppen sein. Also Menschen, die gerne gemeinschaftlich zusammenwohnen möchten, dafür aber keinen Neubau errichten wollen oder können. Sie mit Hauseigentümern zusammenzubringen, hat sich das Forschungsprojekt "Zinshaus x Baugruppe" vorgenommen. Dabei sollen innovative Wege gefunden werden, wie die Altbauten saniert und erhalten werden können und Menschen, die zusammenwohnen möchten und dafür auch bereit sind, etwas zu investieren, ein Zuhause finden. Die im Projekt entwickelten Modelle sollen später auf weitere Zinshäuser anwendbar sein.

Gestartet wurde das auf drei Jahre angelegte Projekt im Juni, seither werden Zinshausbesitzer gesucht, die mitmachen möchten.

Zinshausbesitzer gesucht

Einige Eigentümerinnen hätten bisher Interesse bekundet, fixe Kandidaten für die zwei konkreten Projekte, die tatsächlich umgesetzt werden sollen, gibt es bislang aber noch nicht. Laut Constance Weiser von der Initiative Gemeinsam Bauen & Wohnen sei es bisher etwa daran gescheitert, dass Erbengemeinschaften unterschiedliche Vorstellungen haben oder die Interessierten kalte Füße bekommen haben und zweifeln, ob sie sich die Sanierung leisten können.

Der Prozess bis zur Einreichung wird im Zuge des Projekts teilweise gefördert. Bis dahin sollen für die zwei Häuser konkrete Modelle mit allen Verträgen und der geplanten Struktur der Umsetzung stehen.

Viel Zeit bleibt nicht mehr, spätestens im Dezember soll die Hausanalyse erfolgen, danach folgen Workshops mit den Zinshauseigentümern und auch mit den Bestandsmieterinnen, falls welche in den Häusern leben, die sich am gemeinschaftlichen Wohnen beteiligen wollen.

Durchgeführt wird das Projekt von Expertinnen und Experten aus den Bereichen Baugruppen, Sanierung, Recht, Architektur, Finanzierung und Energieplanung in Zusammenarbeit mit einigen engagierten Bezirksvorstehungen. Es wird vom Klima- und Energiefonds mit 500.000 Euro gefördert.

Private Darlehen

Nun finden über die nächsten Monate verteilt sogenannte Wohngespräche statt, bei denen sich Zinshausbesitzer und Interessierte Informationen holen können.

Ob tatsächlich eine komplette Baugruppe in ein Haus einziehen kann oder sich bestehende Mieterinnen zu einer zusammenschließen, ist offen und hängt von den Gegebenheiten im jeweiligen Haus ab. Möglich wäre etwa, dass Mieterinnen dem Eigentümer private Darlehen geben und im Gegenzug dafür lange Mietverträge und günstigere Mieten erhalten. Interessierte für die Baugruppen gebe es jedenfalls genug, sagt Weiser.

Bleibt nur zu hoffen, dass zumindest manche von ihnen bald ein neues Zuhause in einem frisch renovierten Zinshaus finden werden – und es viele Nachahmungen gibt. (Bernadette Redl, 8.10.2023)