Frau steht mit dem Rücken zur Kamera und hält eine Präsentation vor einer Gruppe von Menschen
Nach wie vor sind die Führungsetagen stark männlich dominiert – das soll sich aber ändern.
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Die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsmarkt in Europa schreitet nur langsam voran. Besonders zeigt sich das in den Ländern Türkei, Zypern und den Niederlanden – aber auch hierzulande. In einer Analyse der britischen Marketingagentur Reboot, die heuer im Frühjahr erschienen ist, steht Österreich mit Platz 27 von 30 an viertletzter Stelle bei der Gleichstellung zwischen den Geschlechtern.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, konservative Rollenbilder sowie hinderliche Rahmenbedingungen gelten als größte Hürden. Nach wie vor sind die Führungsetagen stark männlich dominiert, die Bezahlung zeigt deutliche Geschlechterunterschiede, und auch Teilzeitbeschäftigung ist stärker Frauensache. Trotzdem ist die Gleichstellung der Geschlechter in vielen Unternehmen Teil ihrer strategischen Ziele. Die Maßnahmen dafür sind vielfältig. Flexibilität bei den Arbeitszeiten wird von Betrieben besonders häufig angeführt.

Dass Führung auch in Teilzeit möglich ist, zeigt Rubble Master, ein Hersteller für mobile Brech- und Siebanlagen. Bereits 40 Prozent der Führungskräfte im Unternehmen sind weiblich, davon arbeitet die Hälfte in Teilzeit. "Bereits vor über 20 Jahren haben wir Teilzeitkräften das Vertrauen entgegengebracht, eine Führungsrolle mit ihrem Familienleben vereinbaren zu können. Ich denke auch, dass Frauen mit Kindern bestens qualifiziert sind, um Verantwortung zu übernehmen und effizient und zielgerichtet zu führen", erklärt Elisabeth Zittmayr, Leiterin im Ersatzteilverkauf.

Arbeitszeit sei kein alleiniger Maßstab für Führungsleistung. "Es braucht in erster Linie entsprechende fachliche und soziale Kompetenzen, alles andere ist eine Frage der Organisation und nicht der Stundenanzahl pro Woche", betont Günther Weissenberger, Managing Director für die Bereiche Finanzen und Personal im Unternehmen.

Gleichstellung stärken

Auch das Bundesrechenzentrum (BRZ), zuständig für die Digitalisierung der österreichischen Bundesverwaltung, setzt auf Chancengleichheit für alle Bewerberinnen und Mitarbeitenden. Derzeit liegt der Frauenanteil insgesamt bei 25 Prozent, auf der Führungsebene konnte der Anteil auf nunmehr 24 Prozent gesteigert werden. Beim BRZ wird auf gezielte Frauenförderinitiativen gesetzt. Bereits langjährige Tradition hat beispielsweise die BRZ Fem Career Night oder das vom Bund organisierte unternehmensübergreifende Cross-Mentoring-Programm. Drei Gleichbehandlungsbeauftragte, davon zwei Frauen und ein Mann, sollen die Einhaltung des Gleichbehandlungsgrundsatzes beim BRZ überwachen.

Mit Empower Her startet auch die Amerikanische Handelskammer in Kooperation mit der US-Botschaft in Wien eine unternehmensübergreifende Initiative, um die Chancengleichheit in der Wirtschaft zu fördern und Frauen auf dem Weg in Führungspositionen zu begleiten und zu unterstützen.

An der Initiative beteiligen sich führende in Österreich tätige US-amerikanische Unternehmen wie IBM, Accenture, Oracle und Pfizer, Microsoft, 3M, Medtronic und Ketchum. Mit einem Networking- und einem Mentoring-Programm sollen Frauen auf dem Weg zu Führungspositionen in der Wirtschaft unterstützt werden, heißt es in einer Aussendung. Wobei: Reine Frauennetzwerke allein reichen meist nicht, um "ins Spiel" zu kommen. (ost, 11.10.2023)