Gastbeitrag: Wolfgang Mayrhofer, Michael Schiffinger und Johannes Steyrer

Personen gehen durch modernes Bürogebäude, Beine sind in Bewegung
Nicht nur die Leistung beeinflusst, wie unser Karriereweg verläuft.
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Einflussfaktoren auf Karriere-Erfolg gibt es zuhauf. In einer Meta-Analyse haben wir daher mehr als 500 Studien seit 1973 mit insgesamt über 600.000 Personen vertieft analysiert. Vereinfacht gesagt arbeiten Meta-Analysen auf Basis vorliegender Korrelationsstudien – "Wie hängt Faktor A (z. B. Geschlecht) mit Faktor B (z. B. Aufstieg) zusammen?" – die sich insgesamt ergebende Stärke der Zusammenhänge heraus.

Die in den Studien verwendeten Einflussfaktoren lassen sich entlang zweier Dimensionen einordnen. Die erste Dimension spannt das Kontinuum von "Person versus Situation" auf, die zweite unterscheidet zwischen den Polen "von uns beeinflussbar versus nicht beeinflussbar". Damit ergeben sich fünf Gruppen von Faktoren: (1) individuelles Potenzial (Person und nicht beeinflussbar), z. B. Intelligenz; (2) Leistungsverhalten (Person und beeinflussbar), z. B. Motivation und Einsatz; (3) Karrierefeld (Situation und beeinflussbar), z. B. Image des Arbeitgebers; (4) Gesellschaft (Situation und nicht beeinflussbar), z. B. Konjunktur; und (5) Relation und Interaktion (im Mittelbereich der beiden Dimensionen), z. B. Beziehung zur Führungskraft. Über diese Gruppen hinweg gibt es insgesamt 26 empirisch bedeutsame Einflussfaktoren. Für welche Aspekte von Karriere-Erfolg sind welche Faktoren besonders wichtig? Wir schauen uns das für Karrierezufriedenheit, Einkommen und Aufstieg an.

Wer Karrierezufrieden ist

Zufriedenheit (subjektiver Karriere-Erfolg) erfordert vor allem die Gewissheit, am richtigen Platz zu sein. Die Passung zwischen der eigenen Person und der Umwelt (Person-Umwelt-Fit) hat den insgesamt höchsten Wert. Letztlich ebenso wichtig für Zufriedenheit ist ein als positiv erlebtes soziales Umfeld. Dazu gehören etwa die als hilfreich empfundene Unterstützung durch den Arbeitgeber, eine gute Beziehung zur Führungskraft oder auch förderndes Mentoring. Schließlich braucht es die Überzeugung, den Umständen nicht hilflos gegenüberzustehen, sondern eine aktive Rolle spielen zu können. Faktoren wie gute Chancen am Arbeitsmarkt durch hohe Employability, proaktive Karriereplanung, Motivation und Einsatz sowie die eigene Jobperformance sind neben Persönlichkeit Beispiele dafür.

Einkommen nicht nur von Leistung abhängig

Bei Einkommen und Aufstieg als den beiden wichtigsten Arten objektiven Karriere-Erfolgs gibt es hinsichtlich der zentralen Erfolgsfaktoren sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede. Gemeinsam sind beiden Arten von Erfolg Faktoren, die von uns direkt oder indirekt beeinflussbar sind. Dazu zählen v. a. der Umfang der geleisteten Arbeitszeit und die Jobperformance.

Allerdings gibt es auch deutliche Unterschiede. Bezogen auf Einkommen sind personale Faktoren wie Intelligenz und das eigene Humankapital sowie situative Faktoren wie Arbeitsmarkt und Konjunktur wesentlich. Für den Aufstieg hingegen spielen beziehungsorientierte Größen eine stärkere Rolle. Dazu zählen insbesondere die Beziehung zur eigenen Führungskraft und Mentoring.

Geschlechtervor- und Nachteile

Interessant ist die im Vergleich dazu eher geringe Bedeutung von Geschlecht. Das weist zum einen beim Einkommen auf die vielfachen Einflussfaktoren hin, die hier wirksam sind. Zum anderen spiegelt es beim Aufstieg wohl die geschlechterbezogen oft unterschiedliche Zentralität des Erklimmens von formellen und informellen Hierarchieleitern als Erfolgsmaß wider.

Zusätzlich zeigt sich auch im Zusammenspiel mit der privaten Situation: Während eine eher wertkonservative Partner- und Familienkonstellation für Männer von beruflichem Vorteil ist, etwa aufgrund reduzierter Übernahme von Haushalts- und Betreuungspflichten, gereicht die gleiche Konstellation Frauen zum Karrierenachteil.

Eintrag ins Karrierestammbuch

Was bleibt unterm Strich, was schreiben wir einander ins Karrierestammbuch? Vielleicht etwas wie: Zunächst wisse, was du anstrebst in deiner Karriere – Geld, Aufstieg, Zufriedenheit? Und dann: Willst du mehr Geld, so investiere in deine Kompetenzen und arbeite viel und gut, hoffe aber auch auf hohen IQ und eine starke Konjunktur.

Suchst du den Aufstieg, vergiss keinesfalls, dass er immer auch Beziehungssache ist und deine Führungskraft eine wichtige Rolle dabei spielt. Strebst du Zufriedenheit an, dann suche eine gute Passung zum Umfeld und einen Arbeitgeber, der dich unterstützt. Bei all dem: "Keep calm and carry on" – auf dem Reißbrett planbar ist Karriere ohnehin nicht. (Wolfgang Mayrhofer, Michael Schiffinger und Johannes Steyrer, 3.10.2023)