Plastik in Meer
Der Mensch ist von Plastik umgeben - gesund kann das nicht sein.
IMAGO/Thilina Kaluthotage

Mit Plastik ist das so eine Sache. Ich empfinde es immer als einen ganz speziellen Moment, wenn man mich mit ein paar süßen Schildchen im Supermarkt darauf hinweist, wie verantwortungsvoll in diesem Etablissement der Plastikspargedanke hochgehalten werde. Die Freude über diese gute Nachricht wird nur leider dadurch getrübt, dass man sich in einer Umgebung befindet, wo gefühlt 2478 in Plastik gehüllte und gefüllte Waren darauf harren, gekauft zu werden.

Und so kommt es denn halt, dass der Globus unablässig mit Plastik angefüllt wird. Das Ziel der menschlichen Geschichte scheint es zu sein, Meere, Wälder, Wüsten und Berge in Plastikmeere, Plastikwälder, Plastikwüsten und Plastikberge zu verwandeln. Selbstverständlich essen wir das omnipräsente Zeug auch: Gulasch mit Knödel und Plastikfäserchen – ein Leibgericht! Emmentaler mit eingebackenen Mikroplastikkügelchen und Sauce tartare: Hmmm, ist das gschmackig!

Schlechtes Renommee

Dabei hat ja Plastik kein wirklich gutes Renommee und liegt in seinem Sozialprestige deutlich unter, sagen wir, Kristallglas oder Ebenholz. Als Frank Zappa einst die "plastic people" in den USA besang, war das keineswegs als Kompliment gemeint, sondern als ein ätzender konsum- und kulturkritischer Kommentar zum American Way of Life.

Aber es halt so praktisch, das Plastikzeug! Nur ein Beispiel: Wo die Bauern früher ihr Heu mühselig von den Feldern in die Scheune transportieren mussten, da packen sie es heute in überdimensionale Plastiksäcke und bewahren es im Freien auf. Erspart sicher jede Menge Arbeit, über die ästhetische Anmutung der surrealen blauen Riesenwalzen kann man freilich geteilter Meinung sein. Lieblich ist etwas anderes.

Kommen wir zurück zum menschlichen Plastikverzehr. Seit vielen Jahren wird vor dem Mitschnabulieren der Mikroteilchen gewarnt, die wir angeblich in einer Menge von wöchentlich fünf Gramm, dem Gewichtsäquivalent einer Kreditkarte, zu uns nehmen (Eine pfiffige Schlagzeile, die in diesem Zusammenhang immer wiederkehrt: "Wir essen eine Kreditkarte pro Woche!") Dass das nicht gesund sein kann, liegt auf der Hand. Einziger Vorteil: Wer eine Körperwelten-Ausstellung plant, muss seine Schauleichen künftig nicht extra plastifizieren. Das sind sie ohnehin schon so. (Christoph Winder, 14.10.2023)