Wien/Schwechat - Es sind angespannte Minuten in der Ankunftshalle des Terminals 3 am Schwechater Flughafen. Dutzende Leute warten vor der riesigen Anzeigetafel, auf der die ankommenden Flieger aufgelistet sind. Vereinzelt sind Menschen mit Blumensträußen zu sehen. Auch belgische Fußballfans, die sich in Richtung Ernst-Happel-Stadion zum Länderspiel gegen Österreich begeben, haben sich unter die Wartenden gemischt.

Laufend strömen Menschen durch die zwei Türen, die von der Gepäckausgabe in Richtung Ausgang führen. Dann: Erleichterung. Vertreterinnen und Vertreter des Außenministeriums, gekleidet in rot-weiß-rote Jacken, kommen heraus. Begleitet von Menschen, die am Freitag mit dem Austrian-Airlines-Flug von Tel Aviv sicher nach Österreich zurückgekehrt sind.

Ivona Kaplan ist sichtlich froh, mit ihren drei Kindern in Österreich angekommen zu sein. Sie wurde, wie viele andere Passagiere, von ihren Familienangehörigen sehnsüchtig am Flughafen erwartet – von ihrem Cousin. Mit der Rückholaktion des österreichischen Außenministeriums sei sie sehr zufrieden, "es hat alles gut geklappt", erzählt Kaplan dem STANDARD.

Auch am Freitag waren am Schwechater Flughafen wieder Kriseninterventionsteams vor Ort.
Am Freitag waren, wie in den Tagen zuvor, am Schwechater Flughafen Kriseninterventionsteams vor Ort.
APA/BMEIA/MICHAEL GRUBER

Nicht einmal die Panne des Bundesheeres – die Hercules C-130 konnte ja am Mittwoch wegen eines technischen Defekts nicht Richtung Israel abheben – habe sie aus der Ruhe gebracht. Man habe sich vonseiten der Behörden schnell darum bemüht, eine Ersatzlösung zu finden.

Kaplan wohnt in Israel. Geflohen sei sie nicht ihrer eigenen Sicherheit wegen, aber: "Ich wollte meine Kinder schlichtweg aus dem Raketenhagel rausholen." Wann es wieder zurückgeht? Das weiß Kaplan noch nicht, "wir werden uns die Situation in den nächsten Tagen weiter ansehen".

Restplätze für andere Staatsangehörige

Währenddessen sind Personen der britischen und der deutschen Botschaft am Terminal erschienen. Sie warten auf Personen, die mit dem Flug nach Österreich gereist sind. Passagiere aus 15 Nationen seien im Flugzeug gewesen, erklärt ein Sprecher des Außenministeriums. "Die Restplätze wurden an internationale Reisende vergeben."

Bernhard G. macht sich inzwischen auf in Richtung Taxistand. Bei ihm ist die Erleichterung, sicher angekommen zu sein, ebenfalls groß. "Der Flug war okay. Mit der Organisation hat alles geklappt." Das Wichtigste sei – wie auch schon Kaplan im STANDARD-Gespräch betonte –, dass seine Kinder nun in Sicherheit sind. Für Bernhard G. ist offen, wann es wieder nach Israel zurückgeht. Er hat dort Angehörige, wohnt selbst aber in Wien. Wann er sie dort wieder besuchen wird, ist ungewiss.

Große Erleichterung bei jenen Menschen, die sicher aus Israel in Österreich angekommen sind.
Große Erleichterung bei jenen Menschen, die sicher aus Israel in Österreich angekommen sind.
APA/MAX SLOVENCIK

Zur Lage in Israel äußert sich auch ein iranischer Staatsbürger, den der STANDARD inmitten der Heimkehrer am Flughafen trifft. Aufgrund der Repressionen in seinem Heimatland will er anonym bleiben. Er selbst kenne zwar niemanden aus Israel, habe aber in seiner Heimatstadt im Iran einige jüdische Bekannte, sagt der Mann. Der 37-Jährige verstehe das Leid der Menschen in Israel und verurteile die Gräueltaten der Hamas: "Viele im Westen glauben, dass die iranische Bevölkerung nicht hinter Israel steht. Aber in meinem Bekanntenkreis im Iran kenne ich niemanden, der die iranische Regierung und ihren Antisemitismus unterstützt."

Der Iran gilt als Unterstützer der Hisbollah im Libanon, die Israel ebenfalls mit Raketen beschoss und den Terrorangriff der Hamas als "Erfolg" feierte. Vorwürfe, daran beteiligt gewesen zu sein, wies der Iran aber zurück.

Vorerst letzter Flug

Der heutige Evakuierungsflug aus Tel Aviv dürfte der letzte sein, heißt es aus dem Außenministerium zum STANDARD. Alle Österreicherinnen und Österreicher, die Ausreisewilligkeit bekundet haben, seien inzwischen bereits ausgeflogen. Sollten sich im Laufe der Zeit noch weitere melden, könnten diese wohl in Flügen der europäischen Partner untergebracht werden beziehungsweise würde man sie bei der Buchung von Linienflügen unterstützen – so jedenfalls die vorläufige Einschätzung im Ministerium am Freitag. Auch weitere Ausreisemöglichkeiten über den Landweg würden weiterhin geprüft.

Am Donnerstag waren im vom Außenressort gecharterten Airbus A320 der Austrian Airlines 176 Personen von Tel Aviv nach Wien gebracht worden. Eine weitere gecharterte Maschine hatte zudem die am zypriotischen Flughafen Larnaka wartenden 83 Österreicherinnen und Österreicher nach Wien gebracht, die bereits am Mittwochabend aus Israel ausgeflogen wurden. Vorangegangen war eine Panne der Hercules-Transportmaschine des Bundesheers, die wegen eines technischen Defekts nicht wie geplant zum Evakuierungsflug aufbrechen konnte. In Israel leben laut Außenministerium rund 8.000 Österreicherinnen und Österreicher. Gut 200 waren zu Beginn des Hamas-Terroranschlags am Samstag offiziell als Reisende registriert. (Max Stepan, Martin Tschiderer, 13.10.2023)