Unlängst hab ich mich verliebt. Es war in einem Pflanzengeschäft für uns ahnungslose Hipster, sie hatte pinke Blätter, es war um mich geschehen. Das sei der "Golden Retriever" unter den Zimmerpflanzen, meinte die Verkäuferin noch, da könne man nichts falsch machen. "Viel Glück", riefen mir sämtliche Hipster-Verkäufer nach, als ich mit meinem neuen Haustier davonzog.

Plastikpflanzen sehen heute fast schon täuschend echt aus
Plastikpflanzen sehen heute fast schon täuschend echt aus.
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Glück können meine Pflanzen tatsächlich brauchen. Plastikgrünzeug kommt mir aber auch nicht ins Haus – von dem einen süßen Kaktus abgesehen, den ich mal geschenkt bekommen hab. Ich dachte, er sei echt – bis ich ihn gießen wollte. Nein, ich hab keinen grünen Daumen, und obendrein ist meine Wohnung von den Lichtverhältnissen eher Typ Souterrain. Schwierigste Voraussetzungen für meine Pflanzen, die Fensterbretter und Regale belagern. Die meisten sind Ableger ein und derselben Grünlilie (der Name täuscht – sie ist mehrheitlich braun und vor allem zerrupft).

Totgeglaubte Geigenfeige

Am glücklichsten sind sie, wenn ich sie in einem Wasserglas einfach in Ruhe lasse. Doch nichts freut mich mehr, als wenn die Efeutute ein neues Blatt ausbildet. Sie hat nach eineinhalb Jahren immerhin fünf davon, bald hab ich einen Dschungel. Und als die totgeglaubte Geigenfeige zum Leben erwachte, konnte ich mein Glück nicht fassen. Mittlerweile hat sie ihr Wachstum eingestellt und tut, was die meisten meiner Pflanzen tun: nichts. Und das ist der Best Case.

Die Monstera bekommt gerade ein neues Blatt. Leider sind auch drei ihrer vier Blätter seit ein paar Tagen bräunlich. Wurzelfäule, meint Kollege Recher und ist kurz davor, wie in den Ärzteserien den Zeitpunkt des Todes auszurufen. Auch meine neueste Pflanze ist in kritischem Zustand. Die pinken Blätter färben sich gelb, fast wie ein Golden Retriever. Nur meinem Plastikkaktus geht es gut. (Franziska Zoidl, 13.10.2023)