Niemand kann derzeit mit Sicherheit sagen, wer für den furchtbaren Raketeneinschlag in einem überfüllten Krankenhaus in Gaza-Stadt verantwortlich ist. Die israelische Armee, die den Gazastreifen seit Tagen mit Bomben übersät, ist der erste Verdächtige. Aber deren hochmoderne Waffensysteme zielen genau. Und Israel hat in dieser Phase am wenigsten Interesse, ein Blutbad anzurichten, das die weltweite Solidarität nach dem Massaker der Hamas untergräbt.

Zerstörte Autos auf dem Parkplatz vor dem Al-Ahli-Spital.
AFP/SHADI AL-TABATIBI

Das verleiht der israelischen Behauptung, die Explosion sei von einer fehlgeleiteten Rakete des Islamischen Jihad verursacht worden, eine gewisse Glaubwürdigkeit. Schließlich werden täglich unzählige Geschoße aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgeschossen, von denen einige defekt sind.

Den antiisraelischen Demonstranten in der arabischen Welt sind diese Unsicherheiten gleichgültig: Offenbar haben Tausende nur auf den Anlass gewartet, um ihren Hass auf Israel hemmungslos zu zeigen. Auch die Hisbollah nutzt die Tragödie, um ihre Militanz zu beweisen und womöglich eine neue Front gegen Israel zu eröffnen. Das Leid der Opfer wird nicht betrauert, sondern missbraucht.

Diese politische Inszenierung des Zorns kennt man aus früheren Konflikten. Besonders schlimm ist diesmal, dass Jordaniens König Abdullah und Palästinenserführer Mahmud Abbas deshalb das Treffen mit US-Präsident Joe Biden absagen – und der verwundeten Diplomatie einen weiteren Schlag versetzen. (Eric Frey, 19.10.2023)