Wien Holding Arena
Wie die geplante "Wien Holding Arena" mit einer Kapazität von mindestens 20.000 Plätzen konkret aussehen wird, ist weiterhin offen. Im Gegensatz zum ursprünglichen Vorhaben ist auch der Turm links der Halle aktuell kein Thema mehr.
Rendering: Architekten Kronaus/Mitterer/Gallister

Für die Stadt Wien ist es ein Prestigeprojekt: Mit einer modernen Veranstaltungshalle für mindestens 20.000 Besucher, die alle Stückerln spielt, sollen zahlreiche Großveranstaltungen und Shows aus dem Sport-, Musik- und Eventbereich nach Wien gelockt werden. Die "Wien Holding Arena" in St. Marx soll die auch technisch in die Jahre gekommene Stadthalle als Österreichs größte Indoor-Veranstaltungsfläche ablösen. Im Projektverlauf hat das Vorhaben aber bereits jahrelange Verzögerungen aufgerissen. Und auch der zuletzt verkündete Eröffnungstermin 2029 wird wohl nicht zu halten sein.

Um die Kosten stemmen zu können, hat sich die Stadt Wien erst im November 2021 dazu entschieden, einen privaten Partner für das Millionenprojekt per internationaler Ausschreibung zu suchen. Das Landesverwaltungsgericht Wien hat nun aber den Zuschlag an den bisherigen Bestbieter OVG Bristol aufgehoben – "aus formalen Gründen", wie die Wien Holding informierte. Die OVG Bristol mit Sitz in London gehört laut Wien Holding über ein Firmenkonstrukt zur Oak View Group, einem der größten Entwickler von Sport- und Eventhallen weltweit. Als Konsequenz wird das Vergabeverfahren nun widerrufen und erneut international ausgeschrieben, was zumindest eine Verzögerung von mehreren Monaten bedeutet. Aber auch eine noch deutlichere Verspätung ist realistisch: Immerhin hat die bisherige Suche nach einem privaten Investor für Bau und Betrieb eineinhalb Jahre gedauert – exklusive dem Verfahren vor dem Landesverwaltungsgericht.

Theoretisch hätte die Wien Holding auch das Angebot der CTS Eventim als verbliebene Zweitplatzierte der Ausschreibung akzeptieren können. Das sei aber laut dem städtischen Unternehmen keine Option: Das Angebot der CTS Eventim habe "im Vergleich zum Angebot von OVG um ein Vielfaches höhere Errichtungskosten und Zuzahlungen der Stadt Wien" vorgesehen, hieß es. Details wurden nicht genannt.

Nach STANDARD-Informationen ist ein Vergleich der Projekte schwierig: CTS Eventim hat sich großteils an das Konsolidierungsprojekt aus dem Architekturwettbewerb gehalten und hat die 20.000 Besucherinnen und Besucher fassende Halle auf knapp 100.000 Quadratmetern um rund 800 Millionen Euro geplant. Die Stadt Wien hätte demnach etwa 400 Millionen Euro zuzahlen sollen. OVG Bristol plante die Arena mit 20.000 Besuchern hingegen auf nur 64.000 Quadratmetern: Die Kosten wurden mit 384 Millionen Euro veranschlagt, laut Wien Holding sei für die Stadt ein Beitrag von 55 Millionen Euro fällig gewesen.

Änderung im siegreichen Bieterkonsortium wurde nicht aufgeklärt

Nun muss die Suche nach dem privaten Projektpartner aber erneut international ausgeschrieben werden. Das bedeutet, dass sich wieder Interessierte melden und Projekte einreichen können. Eine Kommission muss diese Angebote wieder bewerten. Die Wien Holding geht davon aus, dass OVG Bristol erneut teilnehmen wird. Der Zuschlag sei vom Gericht nur deshalb aufgehoben worden, weil sich das Bieterkonsortium im Finale der Ausschreibung verändert hat – und das vor Gericht nicht schlüssig aufgeklärt werden konnte, heißt es. Konkret war OVG Bristol zunächst mit dem globalen Entertainmentkonzern Live Nation sowie dem Baukonzern Porr aufgetreten. Zur Abgabe der finalen Angebote war Live Nation aber nicht mehr im Konsortium aufgetreten, statt Porr war zudem die Grazer Granitbau im Aufgebot.

Am Donnerstag gestand auch Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) ein, dass es durch die Wiederholung des Verfahrens eine Zeitverzögerung geben wird. Es ist bei weitem nicht die erste: Nach ursprünglichen Plänen hätte der Baustart bereits im Jahr 2021 erfolgen sollen, die Eröffnung war für 2024 vorgesehen. Auch der zuletzt angepeilte Kostenrahmen dürfte angesichts steigender Baupreise und der Inflation nicht zu halten sein.

Spannend bleibt auch, ob sich die Bieterinnen und Bieter im Verfahren – wie zuletzt auch OVG Bristol und CTS Eventim – in den Verhandlungen wieder eine sogenannte Break-off-Klausel sichern können. Diese besagt, dass der siegreiche Anbieter innerhalb von zwei Jahren nach dem Zuschlag zur Errichtung der Halle das Projekt auch wieder verlassen kann. Nur die bis dahin angefallenen Kosten müssen beglichen werden. Vonseiten der Wien Holding wurde eine derartige Klausel als "kluge Maßnahme" bezeichnet.

Für die Wiener ÖVP ist die rot-pinke Stadtregierung "an einem weiteren Großprojekt gescheitert", wie Klubchef Markus Wölbitsch sagte. Der verantwortliche Stadtrat Hanke müsse "jetzt endlich durchgreifen". Grundsätzlich steht die ÖVP aber hinter dem "Zukunftsprojekt" einer 20.000er-Arena, es müsse nur "in der notwendigen professionellen Art und Weise durchgezogen werden". (David Krutzler, 19.10.2023)