Mensch und Wolf kommen einander immer näher. Die Fortpflanzungsfreude des Beutegreifers ist groß, und damit steigt die Zahl an Rissen, Sichtungen und direkten Begegnungen proportional zum Rudelwachstum. Aber die nun sich mehrenden Konflikte dürften eigentlich keinen überraschen. Meister Isegrim wurde dereinst in einer großteils unberührten Natur ausgerottet und ist nun in eine von Menschenhand geformte Kulturlandschaft zurückgekehrt. Und damit wird es im Habitat für Mensch und Wolf mitunter eng.

Wölfe Abschuss Probleme
Fletschende Zähne zum Schutz des Nachwuchses: Wölfe im Wisentgehege Springe.
APA/dpa/Julian Stratenschulte

Population noch überschaubar

Noch ist der Karnivore aktuell auf EU-Ebene dank der FFH-Richtlinie streng geschützt und die Population hierzulande überschaubar. Doch die Richtung ist klar: Die Anzahl der Tiere wird rasant steigen und der Wolf stetig mehr Raum für sich beanspruchen. Wie man dieser Situation vor allem von politischer Seite begegnen will, ist aktuell noch völlig offen.

Krisenfeuerwehr für Problemfälle

Wohl auch bedingt durch den aufrechten Schutzstatus sind die Möglichkeiten vor Ort überschaubar. Die verantwortliche Landespolitik kann als Krisenfeuerwehr agieren und bei Problemfällen eingreifen. Spätestens mit dem Erreichen von stabilen Populationen wird aber der Schutzstatus nicht mehr zu halten und die punktuelle Entnahme zu wenig sein. Neben einem deutlichen Ausbau des Herdenschutzes wird man dann um konkrete Schusszeiten – etwa in den Wintermonaten, in denen die Welpen bereits groß genug sind – nicht herumkommen. Den Ökoromantikern sei damit ins Stammbuch geschrieben: Der Bestand wird sich nicht von Natur aus regeln. (Markus Rohrhofer, 1.11.2023)