Hoehenverstellbarer Tisch fuer Gesundes Arbeiten
Wer sich autonom und im Team gut aufgehoben fühlt, wird sich eher ganzheitlich gesund fühlen.
Getty Images / Tom Werner

Das Bewusstsein, auf die eigene mentale und körperliche Gesundheit im Job zu achten, ist bei vielen Menschen in den letzten Jahren gestiegen. Burnout durch Arbeitsstress wird immer öfter thematisiert und über eine Arbeitszeitverkürzung – beispielsweise in Form einer Vier- statt Fünftagewoche – kontinuierlich diskutiert. Vor allem die multiplen Krisen, die Teuerung und Kriege belasten zahlreiche Menschen überall und machen es für viele auch schwieriger, im Job resilient zu bleiben.

Wie sich Beschäftigte gerade fühlen und was ihnen im Beruf helfen kann, fit zu bleiben, zeigt eine neue Studie. Das McKinsey Health Institute befragte mehr als 30.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in 30 Ländern von April bis Juni zu ihrem gesundheitlichen Zustand und dem Einfluss ihres Jobs auf ihr Empfinden. Unter anderem ging es in den Fragen darum, wie toxisch die Personen ihr Arbeitsumfeld einschätzen, wie viel Druck sie verspüren oder welche Karrieremöglichkeiten sie wahrnehmen.

Fast die Hälfte, 42 Prozent, der Befragten klagt demnach über körperliche und geistige Erschöpfung. Jeder fünfte Arbeitende (22 Prozent) verspürt außerdem Burnout-Symptome wie Dauermüdigkeit, Konzentrationsstörungen oder eine starke Ablehnung gegenüber der eigenen beruflichen Tätigkeit. Hauptsächlich wurden dabei als Gründe ein toxisches Arbeitsumfeld genannt sowie ein unklares Rollenverständnis im Job. Auch Beschäftigte, die im Job ausgegrenzt oder gemobbt werden, oder jene, die nicht wissen, was genau von ihnen in der Arbeit erwartet wird, weisen häufiger Burnout-Symptome auf.

Ganzheitlich gesund

Zudem definiert die Studie auch, welche Faktoren zu einem besseren Gefühl bei der Arbeit führen. In den Ergebnissen fühlten sich jene Teilnehmenden eher ganzheitlich gesund, die ihre Arbeit als sinnvoll empfinden und in ihrem Job psychologische Sicherheit spüren. Wer mit Kolleginnen und Kollegen neue Ideen entwickeln kann, fühlt sich mit größerer Wahrscheinlichkeit sicherer, selbstwirksamer und hat das Gefühl, mehr Chancen in der Karriere zu haben.

Angestellte mit laut Umfrage guter ganzheitlicher Gesundheit gaben eher an, bei der Arbeit innovativ zu sein, eine bessere Arbeitsleistung erbringen zu können und eine ausgewogene Work-Life-Balance zu haben. Als ganzheitlich gesund definierten die Studienautorinnen und -autoren Personen, die sich sowohl körperlich und mental fit fühlen als auch ein gesundes Sozialleben führen und mit sich im Reinen sind.

Aber auch der Ort, an dem die Befragten arbeiten, hat offenbar einen Einfluss auf die betriebliche Gesundheit. So verspürt über ein Drittel der Beschäftigten, die zwar vollständig in Präsenz arbeiten, aber gern ortsunabhängig arbeiten würden, mehr Burnout-Symptome. Bei denjenigen, die arbeiten können, wo sie wollen, war dies dagegen nur jeder Fünfte. "Um die Mitarbeitergesundheit nachhaltig zu fördern, brauchen Unternehmen einen systematischen Ansatz, der Initiativen auf verschiedenen Ebenen – von der Organisation über die einzelnen Teams bis hin zu den individuellen Rollen und Mitarbeitern – einbezieht", sagt Ulrike Deetjen, Partnerin bei McKinsey und verantwortlich für die Arbeit des MHI in Deutschland, zu den Ergebnissen.

Jüngere belasteter

Mit Blick auf die verschiedenen Altersgruppen ist der Anteil derjenigen, die unter Burnout-Symptomen leiden, bei den 20- bis 24-Jährigen, der Generation Z, am höchsten. Auch zwischen den Ländern gab es deutliche Unterschiede. Den niedrigsten Gesamtprozentsatz mit positiven Werte wies Japan (25 Prozent) auf, und den höchsten Prozentsatz positiver Werte gab es in der Türkei (78 Prozent). Der größte Anteil der Befragten mit positiver Bewertung entfiel auf körperliche Gesundheit mit 70 Prozent, und etwa zwei Drittel der Beschäftigten weltweit gaben an, eine positive mentale und soziale Gesundheit zu fühlen. Der geringste niedrigste Anteil positiver Bewertungen entfiel auf die geistige Gesundheit mit 58 Prozent.

Im Allianz Gesundheitsbarometer 2023 zeigen sich auch für Österreich ähnliche Zahlen wie an anderen Orten der Welt. Von mentalen Belastungen fühlen sich drei Viertel betroffen, in der Generation der 14- bis 29-Jährigen sogar 88 Prozent. Besonders oft genannt wird dabei Energiemangel, Antriebs- und Lustlosigkeit, gerade bei den jungen Menschen finden sich häufig aber auch Zukunftssorgen und -ängste. Die Umfrage zeigt ebenfalls regionale Unterschiede: Am gesündesten fühlen sich die Menschen in Salzburg und Tirol, die Lebenszufriedenheit ist in Salzburg und Oberösterreich am höchsten.

Sich als Unternehmen aktiv um das Wohlbefinden und die Gesundheit der Angestellten zu kümmern kann letztlich dem Arbeitgeber selbst besonders zugutekommen. Weitere Untersuchungen von McKinsey zeigen, dass Mitarbeiter, die sich immer weniger binden wollen – ein häufiger Nebeneffekt von unglücklichen Mitarbeitenden –, einen mittleren börsennotierten Unternehmen zwischen 212 Millionen und 311 Millionen Euro pro Jahr an Produktivitätsverlusten kosten. (red, 7.11.2023)