Salah Abdel Shafi, der palästinensische Botschafter in Österreich, ist weder Islamist noch Hamas-Sympathisant. Er ist ein Vertreter der alten PLO, die in den 1990er-Jahren die Existenz Israels anerkannt hat. Wenn er die israelische Besatzung erwähnt, die es zu bekämpfen gibt, spricht er immer von 56 Jahren – also der Zeit seit 1967. Sein Ziel ist nicht die Vernichtung Israels, sondern jene Zweistaatenlösung, die auch die USA, die EU und viele Israelis anstreben.

Salah Abdel-Shafi, der palästinensische Botschafter in Wien, war im ZiB2-Streitgespräch mit dem Schriftsteller und Historiker Doron Rabinovici nicht bereit, das Hamas-Massaker klar zu verurteilen.
Screenshot: tvthek.orf.at

Umso ärgerlicher ist es, dass Abdel Shafi bei zahlreichen Medienauftritten, zuletzt im Streitgespräch mit dem Autor Doron Rabinovici in der ZiB 2, nicht bereit ist, das Hamas-Massaker vor einem Monat klar zu verurteilen und sich von der Terrororganisation zu distanzieren. Er zerstört damit viel Sympathie, die er sich in den letzten zehn Jahren in Wien erworben hat, und schadet dem Ansehen der Palästinenser.

Aber offenbar ist das für den Botschafter weniger wichtig, als in arabischen Medien ja nicht mit einem kritischen Satz über die Hamas zitiert zu werden. Das wäre für ihn persönlich schädlich, vielleicht sogar gefährlich. Und das ist die wahre Tragik seiner Auftritte: Es zeigt, wie eine Mörderbande die Kontrolle über die palästinensische und die arabische öffentliche Meinung errungen hat, wie marginalisiert die Anhänger einer Friedenslösung sind – viel mehr noch als in Israel. Je länger die Angriffe auf Gaza andauern, desto schlimmer wird das werden. (Eric Frey, 7.11.2023)