Sie sind etwa gleich alt, sie ­haben aus dem Nichts mil­liardenschwere Konzerne ­geschaffen, und sie sind beide damit fulminant gescheitert. Ja, zwischen Adam Neumann und René Benko gibt es Parallelen. Nicht zuletzt haben sie beide bzw. die von ihnen gegründeten Konzerne in den vergangenen Tagen für äußerst schlechte Nachrichten gesorgt. We Work, 2010 von Neumann gegründet, meldete Insolvenz an. Ihr Gründer musste sich schon 2019 auf Druck der Investoren zurückziehen. Genau dasselbe passierte Benko mit der von ihm gegründeten Signa jetzt.

Adam Neumann, CEO von WeWork
Adam Neumann ist Gründer und CEO von We Work.
REUTERS

Die beiden hatten übrigens auch beruflich miteinander zu tun: Signa ist in Berlin Vermieterin von We Work, und in Wien wäre We Work auch fast in eine von der ­Signa errichtete Immobilie eingezogen. Kurz bevor das konkret wurde, kam es zum We-Work-Absturz.

Fragiles Vehikel

Was die beiden unterscheidet: Die Signa hat tatsächlich in Immobilien investiert, We Work hat Büroflächen nur gepachtet (und weitervermietet). Dass es Neumann fast geschafft hätte, dieses fragile Vehikel mit einem geschätzten Wert von 47 Milliarden (!) Dollar (und damit rund dem Doppelten des kolportierten Immobilienvermögens der Signa-Gruppe) an die Börse zu bringen, war zweifellos eine Leistung – angesichts der Tatsache, dass We Work nie Gewinne schrieb, aber auch die einzige erfolgversprechende Exit-Strategie (wie das bei Start-ups häufig der Fall ist). Als sich 2019 herausstellte, dass Neumann gegenüber We Work als Vermieter auftrat, war das sein Ende. Sein Abschied wurde ihm ­allerdings mit 1,7 Milliarden Dollar mehr als versüßt. Jetzt investiert er in Mietwohnungen für die Kreativbranche, da kennt er sich aus.

Unternehmer Rene Benko
Unternehmer Rene Benko ist weiterhin Eigentümer der Signa.
APA/GEORG HOCHMUTH

Und Benko? Der ist über die Familienstiftung weiterhin Eigentümer der Signa, besitzt einige schöne Wohnimmobilien, und seine 62 Meter lange Yacht liegt gerade bei Mallorca vor Anker, falls Sie sich das auch schon gefragt haben. Mitleid ist also eher nicht notwendig. (Martin Putschögl, 10.11.2023)