Sich auf neue Gehälter im Handel einigen heißt einen gordischen Knoten lösen. Anders als bei den Metallern basiert das Gros der Branche auf kleinen Betrieben mit gerade einmal einer Handvoll Angestellten. Sie beleben Ortskerne und sorgen für Vielfalt. Von der starken Teuerung sind sie betroffen wie jeder Arbeitnehmer auch. Steigen die Personalkosten zum dritten Mal in Folge kräftig, geht vielen die Kraft aus. Einmal mehr wird dann das Feld Amazon überlassen.

Mariahilfer Straße in Wien
Vor allem Frauen in Teilzeit halten den Handel am Laufen.
APA/ALEX HALADA

Dennoch lassen sich ihre Probleme nicht nur über niedrige Löhne für alle lösen. Zumal die Mehrheit der Beschäftigten in riesigen Handelskonzernen arbeitet, die einen weitaus geringeren Personalkostenanteil haben als kleine Einzelhändler. Etliche haben dank hochkonzentrierter Märkte auch in der Krise gut verdient. Ihre Leute mit Einmalzahlungen und Gehaltserhöhungen unter der Inflationsrate abzuspeisen, während die Pensionen 2024 um fast zehn Prozent steigen, ist nicht fair.

Es sind vor allem Frauen in Teilzeit, die den Handel am Laufen halten. Ihre Bezüge sind weit weg von jenen der Metaller. Und ihr Leben wird auch in Zukunft nicht günstiger. Händler haben die Chance, höhere Kosten weiterzugeben. Arbeitnehmer bleiben auf teuren Mieten und Energierechnungen sitzen.

Es wird neue Lösungen brauchen: Kollektivverträge könnten im Handel nach der Ertragslage differenziert werden. Fair ist auch das nicht. Aber zumindest bildet es die Realität ab. (Verena Kainrath, 16.11.2023)