Es geht jedes Jahr früher los mit Weihnachten. Objektiv lässt sich das kaum messen, subjektiv empfinden es viele Menschen so – ich ebenfalls. In den sozialen Medien werde ich seit 1. November mit Weihnachtsdeko-Inhalten überschwemmt. Dann wandern die Kürbisse in die Tonne, und die Tannengirlanden werden aus den Kellern geholt.
Ich gebe zu, Lebkuchen im August ist auch mir zu früh, und dennoch überkommt mich ein wohliges Gefühl, wenn ich an die Kisten mit Weihnachtsdeko denke, die ich demnächst auspacken und in der Wohnung verteilen werde – ich kann es kaum erwarten.
Wer früher für Weihnachten dekoriert, ist glücklicher, sagen Experten – weil das Fest viele an glückliche Kindheitstage erinnert. Für mich klingt das absolut plausibel: Es sind die kleinen Freuden in Zeiten wie diesen, die man zu schätzen wissen muss, um ob der Weltlage nicht zu verzweifeln.
Bericht vom Shoppingerlebnis
Viele kritisieren zu Recht, dass es bei der frühen Dekoriererei nur um kommerzielle Interessen gehe, vor allem in den sozialen Medien. Dort gibt es "Hauls", was so viel wie Ausbeute heißt, und meist sind es Frauen, die ihre neu erstandenen Produkte zeigen, von ihrem Einkauf berichten und in die Kamera kreischen, was sie nicht alles unter 300 Dollar erstanden haben. Die Follower fahren darauf ab. Bei einer bestimmten Käuferinnengruppe fallen Ende des Jahres alle Schranken – dann wird geshoppt, was das Zeug hält.
Doch es geht auch anders, selbst auf Tiktok. Dort hat sich eine Gegenbewegung entwickelt: Crafty Christmas. Die Weihnachtsdeko wird selbst gemacht – etwa eine Girlande aus getrockneten Orangenscheiben. Dass es klappt, haben wir daheim gleich ausprobiert und Tannenbäume aus durchscheinendem Papier ausgeschnitten und auf alte Gurkengläser geklebt, Teelicht rein und fertig. Sieht schön aus und fest steht: Selbermachen tut dem wohligen Weihnachtsgefühl keinen Abbruch. (Bernadette Redl, 17.11.2023)