Wien – Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) wehrt sich gegen Antisemitismusvorwürfe. "Es ist eingedenk der Bemühungen der Glaubensgemeinschaft seit Oktober unangebracht, unhöflich, hier über Medien auszurichten, dass wir mehr tun sollten", sagte IGGÖ-Präsident Ümit Vural im Ö1-"Morgenjournal" am Donnerstag. Die Glaubensgemeinschaft habe schon am Tag nach dem Angriff der Hamas auf Israel die islamischen Religionslehrerinnen und Religionslehrer mit pädagogischem Material über den Konflikt ausgestattet, argumentiert Vural.

Der Präsident der IGGÖ reagiert damit auf die Kritik der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), die zuletzt sagte: "Ich erwarte mir daher auch von offizieller muslimischer Seite nicht nur klare Worte der Abgrenzung und Ablehnung, sondern auch aktive Überzeugungsarbeit in den Moscheen und Schulen."

Ümit Vural neben kleinen IGGÖ- und Österreich-Fahnen
Ümit Vural verurteilt antisemitische Auswüchse und verweist auf Maßnahmen der Islamischen Glaubensgemeinschaft zu ihrer Bekämpfung.
APA/HELMUT FOHRINGER

Genau das sei ja passiert, erklärt Vural nun. "Wir nehmen wahr, dass es enorm viele Vorurteile gibt. Das zeigt, dass wir viel mehr Begegnungen brauchen", etwa Besuche von Rabbinern in Moscheen und von Imamen in Synagogen, "damit es von einem Nebeneinander zu einem Miteinander kommen kann und Freundschaften sich bilden können".

Antisemitismus "klar verurteilen"

Jegliche Unterstützung des Hamas-Angriffs lehne er ab, sagte Vural: "Dass man diesen Angriff feiert und sich freut sozusagen, dass Menschen auf israelischer Seite sterben, das muss man klar verurteilen." Antisemitismus sei nicht religiös begründet, es gebe viele Gemeinsamkeiten zwischen Islam und Judentum.

Alleine im Oktober habe es so viele antimuslimische Vorfälle gegeben wie von Jänner bis September zusammen, sagte Vural auf Ö1. "Auch hier erwarte ich mir von der Politik, dass man auch diese Entwicklungen im Fokus hat, dass die berechtigte Bekämpfung des Antisemitismus nicht zu Rassismen anderer Bevölkerungsgruppen führen kann." (red, 23.11.2023)