Die Verhandlungen der Signa mit Hedgefonds liefen laut Insidern am Wochenende weiter.
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Wien/Berlin – Die "Wartungsarbeiten" an der Homepage des Signa-Konzerns haben bis Sonntagnachmittag angedauert, jene am Firmengeflecht rund um René Benko dürften weiterhin andauern. Während sich am Wochenende auf signa.at zeitweise nur Pressekontakte und Impressum fanden, kann die Website mittlerweile wieder vollumfänglich aufgerufen werden. Laut gesicherten APA-Informationen vom Sonntagvormittag laufen indes weiter Verhandlungen mit Hedgefonds. Wenn diese scheitern sollten, "führt kein Weg an der Pleite des Imperiums vorbei", sagte ein Insider zur APA. Es laufe "ein letzter Versuch".

Auch Medienberichte, wonach eine deutsche Immobilientochter am Freitag einen Konkursantrag in Berlin-Charlottenburg gestellt hat, entsprechen laut Insidern der Wahrheit. Spiegel und News hatten aus dem Antrag zitiert. Laut "Wirtschaftswoche" sind Mitarbeiter davon auch via Brief informiert worden. Das Gericht muss laut APA-Informationen noch formell zustimmen, das gilt als sicher, wird nicht doch noch rasch Geld aufgestellt. Dann dürfte am Montag auch die Kommunikation dazu erfolgen.

Sanierung wackelt

Die Sanierung des Konzerns des Tiroler Investors René Benko durch den auf Investorendruck engagierten Sanierer Arndt Geiwitz wackelt auch laut einem Bericht der deutschen Lebensmittelzeitung. Das Gelingen der Restrukturierung der Signa nach einem Geiwitz-Konzept ist demnach und nach APA-Informationen an die raschest nötige frische Liquidität – eine Finanzierung in der Höhe von rund 500 Millionen Euro - geknüpft. "Theoretisch" bestünden noch Chancen, so der Insider.

Die Hoffnung liegt auf einem Mezzanine-Investor, der einfach erklärt sehr teures Kapital gegen wenig direkte Mitsprache tauscht. Ein solcher Investor würde 500 oder womöglich sogar 600 Millionen Euro Kredit geben, die zum Teil besichert werden könnten, zum Teil aber auch unbesichert sind, schrieb etwa die "FAZ". Dadurch würden extrem hohe Zinsen fällig. Zusammen mit zusätzlichen Gebühren können Kreditkosten von über 20 Prozent pro Jahr entstehen.

Auf signa.at fanden sich am Samstag und Sonntag zweitweise nur Pressekontakte und Impressum.
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Geiwitz vorerst weiter nur Berater

Demnach ist Geiwitz, wie APA- und Lebensmittelzeitung-Recherchen zeigen, entgegen der bisherigen Darstellung der Signa – wie es aus einer Konzern-Mitteilung Anfang November hervorgegangen war – noch nicht in einer offiziellen Rolle als Sanierer tätig. Vielmehr ist Geiwitz vorerst weiter "nur" als Berater tätig: Der Fachmann hat bisher weder den Vorsitz des Signa-Beirats noch des -Komitees übernommen. Offiziell äußert sich das Geiwitz-Büro auf Anfrage auch dazu nicht.

Was die zeitweise inhaltslose Homepage des Konzerns betrifft, hatte ein Sprecher am Samstag dem "Kurier" zufolge auf "Wartungsarbeiten übers Wochenende" verwiesen. Offizielle Informationen vom Unternehmen sind des Längeren Mangelware. Zu den aktuellsten Entwicklungen waren am Wochenende bis zum Sonntagvormittag abseits der Auskunft zur Homepage-"Wartung" keine Stellungnahmen von Signa zu erhalten – weder für die APA noch für Zeitungen, Nachrichtenagenturen oder TV-Sender, wie die Medienbeobachtung zeigt.

Baustopps in München und Hamburg

Dass die Lage zumindest schwierig ist, untermauern Baustopps bei Prestigeprojekten in deutschen Metropolen wie München und Hamburg. Hier geht es etwa um den Wolkenkratzer Elbtower. Wie das "Handelsblatt" am Sonntag unter Berufung auf mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen berichtete, dürfte der Milliardär und Logistikunternehmer Klaus-Michael-Kühne derzeit die Übernahme des Hochhausprojekts Elbtower prüfen.

Das ursprüngliche Firmen-Mastermind Benko ist in Österreich auch Thema der neuen angekündigten parlamentarischen Untersuchungsausschüsse. Unter vielen Punkten dürfte hier auch Kika/Leiner Thema werden – die Möbelketten gingen sehr knapp nach dem Verkauf durch die Signa pleite und werden nun nur mehr abgespeckt weitergeführt und saniert. In Deutschland bereitet sich die letzte große Warenhauskette Galeria Kaufhof, die zum wankenden Signa-Imperium gehört, auf eine Schieflage der Signa vor.

In der Bilanz hatte die Signa-Holding fürs Vorjahr von Schulden in der Höhe von 2 Milliarden Euro berichtet. Heuer sollen davon 1,3 Milliarden refinanziert werden müssen, bis Ende November soll eine halbe Milliarde Euro benötigt werden.

Felbermayr: Probleme wie bei Signa auch bei anderen zu erwarten

Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr ging unterdessen davon aus, dass nicht nur der Signa-Konzern durch die gestiegenen Zinsen in Schwierigkeiten geraten ist. Wahrscheinlich werde man solche Probleme, wie sie jetzt bei Signa bestehen, in den nächsten Monaten und Jahren auch in anderen Unternehmen in ganz Europa sehen, sagte Felbermayr am Sonntag in der "Pressestunde" im ORF. Das Wifo gehe aber "nicht davon aus, dass es zu einer Finanzmarktkrise mit den Banken im Zentrum kommen könnte".

Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr in der Pressestunde: Signa-Gruppe in wirtschaftlichen Schwierigkeiten
ORF

Es habe "viele Analysten überrascht, dass dieser starke Zinsanstieg nicht zu mehr Turbulenzen auf den Finanzmärkten und auch am Immobilienmarkt geführt hat", sagte der Wifo-Chef. Durch höhere Zinsen werde nicht nur das Aufnehmen von Geld teurer, was für hoch verschuldete Konzerne ein Problem sei, sondern auch der Wert der Immobilien sinke stark. Das sei problematisch, wenn man langfristige Vermietungsverträge habe, die man nicht an das Zinsniveau und die Inflation anpassen könne. "Wenn man jetzt etwas umschulden oder neu finanzieren muss, dann ist der Wert der Immobilie, um die es geht, deutlich kleiner geworden."

Wichtig wäre es, die Baukonjunktur nicht ganz erlahmen zu lassen, warnt Felbermayr – darum sei es gut, den Wohnbau anzuschieben und Sanierungsprojekte voranzutreiben. Die Abwärtsrisiken für die Konjunkturprognosen seien größer als früher. "Aber nach wie vor ist unsere wahrscheinlichstes Szenario dieses, dass im nächsten Jahr aufgrund der deutlichen Zuwächse bei den Reallöhnen eine konsumgetriebene Erholung einsetzt." (APA, 26.11.2023)