Benko
Von René Benkos Privatstiftung 2021 erworbener Basquiat.
Christie's 2021

Sieht man von seinem Faible für Disney-Originale ab, machte René Benko bislang nicht als Kunstsammler von sich reden, weder offiziell noch hinter den Kulissen der sonst gut informierten Kunstszene. Wie nun durchsickerte, stellt der Immobilien- und Kaufhausunternehmer mit Blick auf seine Liquiditätsprobleme auch "millionenschwere Werke zum Verkauf": ein schwarzer Tag für den Kunstinvestor Benko, vor allem wegen des Zeitdrucks und mitten in einer angespannten Lage des Kunstmarktes.

Überzahlung als Millionengrab

Berichten von "Spiegel" und "News" zufolge soll es um eine von Benkos "Laura Privatstiftung" gehaltene Sammlung gehen, die "auf mehr als 30 Millionen Euro taxiert" sei. Zu dieser gehören neben einem nicht näher bezeichneten Werk von Andy Warhol auch je ein Bild von Pablo Picasso und Jean-Michel Basquiat, die im März bzw. im Juni 2021 bei Christie’s in London versteigert wurden. Zu einer Zeit also, als die Signa für Galeria Karstadt Kaufhof 460 Millionen Euro aus dem in der Corona-Pandemie aufgelegten staatlichen Rettungsschirm in Deutschland erhalten hatte und mit der deutschen Regierung über Details für einen weiteren Staatskredit verhandelte.

Für das 1988 und damit im Jahr der Entstehung ursprünglich von der Galerie Thaddaeus Ropac gehandelte Selbstporträt Basquiats notierte Christie's am 23. März 2021 einen Zuschlag von umgerechnet 10,55 Millionen Euro (inkl. Aufgeld) – zur Freude des Auktionshauses, das dem Verkäufer damals einen Erlös unabhängig vom Verlauf der Versteigerung garantiert hatte. Die Schätzungen für das Werk hatten sich ursprünglich auf umgerechnet vier bis sechs Millionen Euro belaufen. Die Überzahlung wird sich für die Laura Privatstiftung in diesem Fall jedoch eher als Millionengrab entpuppen.

Investor statt Sammler

Für Picassos "L'Étreinte" („Umarmung“) von 1969 waren Christie’s dann am 30. Juni 2021 umgerechnet 17,12 Millionen Euro bewilligt worden. Ein Kaufpreis, den für ein solches Werk weniger Kunstsammler denn solche Investoren zu zahlen bereit sind, die ihre mobilen Vermögenswerte meist in Zollfreilagern deponieren. Den Medienberichten zufolge soll das Picasso-Gemälde "laut internen Schätzungen mittlerweile knapp 19 Millionen wert sein": eine fiktive Aufwertung, die das Papier aufgrund der aktuellen Marktlage nicht wert sein dürfte.

Benko, Picasso
Das Gemälde "L'Étreinte" von Pablo Picasso wurde im Juni 2021 bei Christie's in London für umgerechnet 17,12 Millionen Euro von der Privatstiftung René Benkos erworben.
Christie's

Bei ihrer Portfolio-Diversifikation wird Benkos Stiftung im Falle von Picasso und Basquiat strategisch wohl auf ein Return on Investment gehofft haben, das jedoch nur langfristig erzielbar gewesen wäre: Für den daraus lukrierten Ertrag wäre sodann eine Körperschaftssteuer von 25 Prozent angefallen. (Olga Kronsteiner, 27.11.2023)