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René Benkos Signa meldet Insolvenz an.
REUTERS/LEONHARD FOEGER

Die Signa Holding GmbH wird einen Antrag auf Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beim Handelsgericht Wien einbringen. Zudem beantragt sie die Annahme eines Sanierungsplans. Ziel ist "die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens", heißt es in einer Pressemitteilung des Konzerns von Mittwochvormittag. Anlass der Insolvenzanmeldung ist Zahlungsunfähigkeit der Signa Holding. Die Investoren rund um Hans Peter Haselsteiner sollen den Schritt Richtung Insolvenzgericht mittragen und unterstützen, wie DER STANDARD erfahren hat.

Als Hintergrund dafür wird der Druck genannt, der auf dem Retail-Bereich, und da vor allem dem stationären Einzelhandel, laste. Die Investitionen der Signa hätten nicht den erwarteten Erfolg gebracht. Im Immobilienbereich hätten sich zuletzt die externen Faktoren "negativ auf die Geschäftsentwicklung" ausgewirkt. Man habe trotz erheblicher Bemühungen die nötige Liquidität nicht sicherstellen können, die man für eine außergerichtliche Restrukturierung gebraucht hätte.

Auf Antragsprüfung folgt Sanierungsplan

Das Ziel, das sich die von René Benko gegründete Signa Holding gesetzt hat, ist, mit einem Sanierungsverwalter "die weiteren Maßnahmen zur Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs umzusetzen". Zudem soll ein Sanierungsplan ausgearbeitet werden, dafür sind 90 Tage Zeit. Sollte alles so kommen, wie von der Signa beantragt und erhofft, würde das eine 30-prozentige Quote für die Gläubiger bedeuten. Das Insolvenzgericht wird den Antrag nun prüfen und gegebenenfalls einen Sanierungsverwalter einsetzen.

Video: Signa Holding reicht Insolvenzantrag am Handelsgericht Wien ein.
APA

"Herkulesaufgabe" fürs Insolvenzgericht

Der Insolvenzantrag gilt ausschließlich für die Signa Holding GmbH, nicht für andere Gesellschaften, die zum Signa-Reich ressortieren. Laut dem Kreditschutzverband KSV 1870 ist die Signa Holding an 36 österreichischen Kapitalgesellschaften beteiligt, in unterschiedlichem Ausmaß, wie der KSV in einer Aussendung am Mittwoch schrieb. Eine der wesentlichen Aufgaben des vom Handelsgericht Wien zu bestellenden Insolvenzverwalters sei nun die Prüfung der Werthaltigkeit der direkten Beteiligungen der Signa Holding GmbH. Aufgrund der Tatsache, dass die direkten Beteiligungen der Signa Holding wieder eine Vielzahl an Beteiligungen halten, sei das "eine Herkulesaufgabe". Informationen zur Höhe der Verbindlichkeiten und Zahl der Gläubiger hatte der KSV am Mittwoch noch nicht.

Die Frage, wer aufseiten der Signa den angestrebten Sanierungsprozess begleiten wird, wird von der Signa Holding in ihrer Aussendung nicht beantwortet. Zu hören ist, dass dies die Geschäftsführer der Signa Holding sein werden, also Christoph Stadlhuber und Marcus Mühlberger, sie sollen im Amt bleiben.

Benko soll keine Rolle spielen

Die künftige Rolle des bereits von Benko als Sanierer geholten deutschen Experten Arndt Geiwitz dürfte intern noch nicht ganz geklärt sein – er soll aber ausschließlich beratend tätig sein. Und Signa-Gründer René Benko selbst werde in dem angestrebten Sanierungsverfahren keine Rolle spielen, ist zu hören.

In der jüngsten Vergangenheit war es ja intern zu schweren Turbulenzen gekommen. Benko habe sich nicht aus dem Beirat zurückgezogen, obwohl das die Signa-Investoren rund um Hans Peter Haselsteiner (Strabag) verlangt haben. Auch wurde der von Geiwitz angekündigte Restrukturierungsvorstand Ralf Schmitz bisher nicht in seine Funktion gesetzt – jedenfalls ist davon nichts im Firmenregister zu sehen. Weder Benko, noch sein Sprecher, noch Geiwitz, noch die Investoren waren in den vergangenen Tagen zu erreichen, Kommunikation nach außen gab es keine.

Auch im Beirat der Signa Holding herrschte Funkstille. So war auch von Beiratsmitglied Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) oder Ex-RBI-Chef Karl Sevelda oder Wüstenrot-Chefin und Ex-Vizekanzlerin Susanne Riess-Hahn (FPÖ) nichts zu hören. Was allerdings zu hören ist: Haselsteiner soll vor allem auf Gusenbauer schlecht zu sprechen sein – von Letzterem wurden zuletzt hohe Honorarnoten an die Signa bekannt. Gusenbauer sitzt auch im Aufsichtsrat der Signa Prime und Signa Development, der beiden wichtigsten Signa-Gesellschaften im Immobilienbereich. Darüber hinaus ist Gusenbauer Aufsichtsratsvorsitzender des Baukonzerns Strabag und im Vorstand von Haselsteiners Privatstiftung.

Konflikte mit den Investoren

Derartige internen Querelen könnten nun noch befeuert werden. Offensichtlich wurden auch zwischen den diversen Signa-Gesellschaften Honorare bezahlt – diesbezüglich dürfte es auch unter den Investoren noch Aufklärungsbedarf geben. Dass Benko seine "Privatimmobilien" wie jene am Gardasee und die Familienvilla in Igls bei Innsbruck an die Signa Holding vermietet hat, wie DER STANDARD berichtete, könnte weitere Fragen aufwerfen. Laut "Spiegel" erwägen erste Investoren gar eine Strafanzeige gegen Benko. Es sei "nicht verständlich, was passiert ist", sagte demnach ein Investor. Man sehe "Zeichen für eine Insolvenzverschleppung", denn die Probleme hätten sich bereits im Sommer abgezeichnet. Von Benko gab es gegenüber dem "Spiegel" keinen Kommentar.

Ein prominenter Gläubiger ist laut "Kurier" auch Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Dieser hat nach seinem Ausstieg aus der Politik Benko beraten, etwa bei der Anbahnung möglicher Deals im arabischen Raum. Nun sind laut "Kurier" noch 1,5 Millionen Euro Honorar an Kurz offen.

Jahrelang galt die Signa mit einem Immobilienvermögen von zuletzt rund 15 Milliarden Euro als einer der schnellstwachsenden Immobilien- und Handelskonzerne Europas. Gegründet wurde die Signa als Nachfolgegesellschaft der Immofina im Jahr 2006, im Jahr 2013 zog sich der heute 46-jährige Innsbrucker Benko in den Beirat zurück, wo er den Vorsitz übernahm. Neben Immobilien investierte man in den Handelssektor, unter anderem durch den Erwerb der deutschen Warenhauskette Galeria Kaufhof, Kika/Leiner und Globus in der Schweiz. Dazu kommen Online-Handelsplattformen, etwa im Sportbereich.

Einstieg in Handel und Medien

Im Jahr 2018 kaufte sich Benko indirekt mit jeweils rund 24 Prozent in die österreichischen Tageszeitungen "Krone" und "Kurier" ein. Zu den bekanntesten Signa-Immobilien zählen etwa das Goldene Quartier, die Postsparkasse oder das Hotel Hyatt in der Wiener Innenstadt. An der Wiener Mariahilfer Straße errichtet Signa mit einem Partner gerade das Kaufhaus- und Hotelprojekt Lamarr. In Hamburg sollte der Elbtower entstehen, der derzeit von einem Baustopp betroffen ist. In New York besitzt der Tiroler mit Partnern das Chrysler Building. Dazu kommen weitere Luxuskaufhäuser in München, Berlin und Hamburg. (Joseph Gepp, Renate Graber, 29.11.2023)