Der ORF-Stiftungsrat hat den Finanzplan von Österreichs größtem Medienkonzern am Donnerstag einhellig beschlossen, offenbar enthielten sich Betriebsräte. Das ORF-Budget sieht 1,083 Milliarden Euro an Erträgen vor. Aus dem neuen ORF-Beitrag von allen kann der ORF nach eigenen Angaben rund 683 Millionen Euro in dem Jahr verwenden, um seinen öffentlichen Auftrag zu erfüllen. Der Finanzplan zeigt auch, wofür der ORF sein Milliardenbudget verwendet.

ORF-Serviette – ein ORF-Werbemittel von der Wiener Wies'n.
Es ist angerichtet für 2024: Der Stiftungsrat beschloss den Finanzplan des ORF für 2024. Im Bild: ein ORF-Werbemittel von der Wiener Wies'n.
Harald Fidler

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Rund 460 Millionen Euro verbucht der ORF unter Sachaufwand als Programm- und programmnahe Kosten, 33 Millionen mehr als im laufenden Jahr. 2024 kommen auf den ORF Sportgroßereignisse wie die Skiflug-WM am Kulm, die Olympischen Sommerspiele in Paris und die Herren-Fußballeuropameisterschaft in Deutschland zu – bei der allerdings Servus TV die Spiele mit österreichischer Beteiligung zeigen wird. Der Red-Bull-Sender hat die EM-Rechte gekauft und gibt einen Teil an den ORF ab. Auf den ORF wie andere Medien kommt zudem ein Superwahljahr zu – mit Nationalratswahlen sowie EU-Wahlen.

Der ORF dröselt seine Programmkosten über alle Medien in vier Genres auf:

An Personalkosten budgetiert der ORF für 2024 gut 387 Millionen Euro, rund 23 Millionen mehr als 2023. Derzeit führt der ORF-General nach eigenen Angaben "schwierige" Verhandlungen über einen Gehaltsabschluss mit dem ORF-Betriebsrat – der ORF hat eine Handvoll eigener Kollektivverträge je nach Diensteintritt der Beschäftigten.

Ende 2022 vereinbarte man zuletzt eine KV-Erhöhung um insgesamt 4,5 Prozent in zwei Schritten: mit Jahresbeginn 2023 um 2,1 Prozent und erst mit Anfang 2024 um weitere 2,4 Prozent. Dazu kam eine Einmalzahlung von 500 Euro. Der ORF geht im Finanzplan von einer Erhöhung "signifikant unter" der Wifo-Teuerungsprognose aus.

Im ORF selbst gibt es laut Stellenplan aktuell 2.855 Vollzeitstellen (Vollzeitäquivalente), im Konzern mit Töchtern kommt man auf insgesamt 4.178 Vollzeitäquivalente.

Werberückgang

Die Werbeeinnahmen des ORF gehen nach den Erwartungen des Finanzplans gegenüber dem Stand 2023 um rund zehn Millionen auf knapp 200 (ohne Sonderwerbeformen) zurück. Die Erwartungen im Bereich Onlinewerbung hat der ORF allerdings schon 2023 recht deutlich überschritten – geplant waren gut 20 Millionen, erwartet werden nun fast 23 für das laufende Jahr. Im kommenden Jahr rechnet der ORF mit fast 24 Millionen aus Onlinewerbung.

Sparmaßnahmen

Der ORF verweist auf Sparmaßnahmen in allen Direktionen, rund 500 Pensionierungen in den nächsten Jahren sollen nur zurückhaltend nachbesetzt werden. Der ORF hat sich mit dem neuen ORF-Gesetz zur Einsparung von 325 Millionen Euro kumuliert von 2023 bis 2026 verpflichtet.

Der ORF muss laut Insidern üblicherweise pro Jahr 30 bis 40 Millionen Euro einsparen, um automatische Gehaltsvorrückungen und andere Teuerung aufzufangen. Kumuliert man diese 30 Millionen jährlich über vier Jahre, hat man schon einen guten Teil der Sparvorgaben erfüllt.

Ausgeglichenes bis positives Ergebnis

Der ORF plant für 2024 ein positives Ergebnis vor Steuern in der Höhe von 10,3 Millionen Euro – davon bleiben nach Abzug des Verkaufserlöses für das Funkhaus Wien, der laut Stiftungsrat der Stärkung des Eigenkapitals dienen soll, noch 0,3 Millionen Euro für den ORF selbst.

Der ORF-Konzern erwartet knapp zwölf Millionen Euro Ergebnis vor Steuern – davon allerdings kommen noch Fremdanteile von gut sieben Millionen Euro. Fremdanteile meint etwa die 40-Prozent-Beteiligung von Raiffeisen an der ORF-Sendertochter ORS und deren entsprechenden Gewinnanteil.

"Mehr Programm für weniger Geld"

Für Thomas Zach (ÖVP), Vorsitzender des Finanzausschusses im Stiftungsrat, ist es nach dem Beschluss des ersten ORF-Budgets mit neuer Finanzierung an der Zeit, "alle Prozesse im Unternehmen noch einmal auf den Prüfstand stellen". Im Regelfall biete das eine Chance, "noch besser zu werden" und "Effizienz weiter zu steigern", um "Mittel für das Programm freizumachen".

Der Vorsitzende des Stiftungsrats, Lothar Lockl (Grüne), betonte, dass der ORF-Beitrag für 3,2 Millionen Menschen und damit den Großteil des Publikums deutlich günstiger werde. ORF-General Roland Weißmann versprach "mehr Programm für weniger Geld". (fid, 30.11.2023)