Neuer ORF-Chefredakteur Johannes Bruckenberger.
Johannes Bruckenberger ist als ORF-Chefredakteur für Sendungen fix.
Foto: APA/TOBIAS STEINMAURER

Österreichs größte Redaktion, rund 370 Journalistinnen und Journalisten des ORF, hat seit Freitag offiziell drei neue Chefs. Nur einer kommt von außen: Johannes Bruckenberger (55), bis Oktober Chefredakteur der Nachrichtenagentur APA. Neben Gabi Waldner-Pammesberger, zuständig für die Ressorts, sowie News-Chef Sebastian Prokop übernimmt "bru" gleich jene Position, die als realpolitisch mächtigste unter den dreien gilt.

Bruckenberger ist als ORF-Chefredakteur zuständig für die Sendungen und Sendungsteams von den Radio-Journalen bis zur ZiB 2. Es sind die Sendungsverantwortlichen, die entscheiden, welche Beiträge on air gehen. Der Neue ist ihr Chefredakteur.

Neben dem künftigen Innenpolitik-Ressortleiter – Klaus Webhofer wird hoch gehandelt – und den Sendungschefs dürfte Bruckenbergers Handynummer damit eine der spannendsten sein für alle, die in ORF-News vorkommen wollen – oder lieber nicht. Aber: Das Redaktionsstatut garantiert Eigenverantwortung und Freiheit jedes Redaktionsmitglieds bei journalistischer Arbeit.

Umgang mit Interventionen

Im Umgang mit Wünschen hat Bruckenberger Erfahrung: Auch von der Informationsdrehscheibe APA wollen viele etwas. Die weiß umlockte optische Idealbesetzung von Nikolaus bis Dionysos versteht es, Wünsche zu managen. Oder wegzuatmen, auch gern eingeleitet mit einem Bad Ischler "Mah".

Dort wuchs er auf, vom Spiegel zu einem klaren Berufsziel inspiriert. Begann bei der Salzkammergut Zeitung und 1998 bei der APA, erst als Medienredakteur, dann Innenpolitikchef, Vize- und ab 2019 Chefredakteur.

Als APA-Chef beschrieb er Umgang mit Interventionen 2021 so: "Abstand halten, nicht vereinnahmen lassen, faktenbasierte Recherchen, unparteiisch einordnen, Check, Recheck, Doublecheck, das Wesentliche vom Unwesentlichen trennen und unbotmäßigen Interventionen nicht nachgeben, transparent und angstfrei auch mit eigenen falschen Einschätzungen und Fehlern umgehen". So wird er es in Interviews als ORF-Chefredakteur ab Jänner sagen. Zu Beginn des Superwahljahrs, in dem der ORF mit seiner Information und dem neuen Beitrag im Fokus steht.

Die ORF-Redakteurinnen und -Re­dakteure muss Bruckenberger nach seinem Hearing erst von sich überzeugen: 103 wählten in der Abstimmung über den Chefredakteursposten ungültig, 102 Bruckenberger. (Harald Fidler, 1.12.2023)