Ein Mitarbeiter von Infineon hält ein Produktionsbestandteil der Halbleiterhersetllung in der Hand.
Ein Mitarbeiter des Dresdner Infineon-Werks bei einem Schritt in der Halbleiterproduktion.
APA/AFP/JENS SCHLUETER

Österreichs Wirtschaftsmotor stottert, von der Rezession sind fast alle Branchen betroffen. Die österreichische Tochter des deutschen Halbleiterherstellers Infineon Technologies verzeichnet aber trotz der schwachen Marktlage eine positive Bilanz.

Die vergangenen zwei Quartale seien sehr anspruchsvoll gewesen, stellte Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende von Infineon Austria, in einer Pressekonferenz am Dienstag fest. Der globale Umsatz in der Halbleiterindustrie sei im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent geschrumpft. Auf absehbare Zeit sei eine "volatile Marktentwicklung" zu erwarten. Dennoch blickt man bei Infineon auf ein profitables Geschäftsjahr 2023: Der Umsatz ist um sieben Prozent auf 5,6 Milliarden Euro gestiegen, der Gewinn vor Steuern um 26 Prozent auf 835 Millionen Euro, der Forschungs- und Entwicklungsetat wurde um 15 Prozent auf 672 Millionen Euro aufgestockt. Das Unternehmen investiere damit rund zwölf Prozent seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung, fast die Hälfte der Mitarbeiter sind in diesem Bereich beschäftigt.

9,2 Milliarden Chips wurden dieses Jahr in Villach produziert. Die "Energiesparchips", wie sie Herlitschka nennt, werden in E-Autos, Photovoltaikanlagen, Windturbinen und Rechenzentren verbaut. Damit würden in den Anwendungen über die Nutzungsdauer hinweg rund zehn Millionen Tonnen CO2 eingespart, das seien rund 13 Prozent aller Emissionen, die Österreich im vergangenen Jahr ausgestoßen habe, rechnete Thomas Reisinger von Infineon vor. Das Unternehmen selbst will bis 2030 klimaneutral sein, einen konkreten Zwischenstand konnte man nicht nennen, aber man sei auf einem guten Weg dorthin, heißt es.

Eigentlich ist vor allem die heimische Industrie von Inflation und sinkender Nachfrage betroffen, viele Arbeitsplätze werden abgebaut. Infineon hingegen hat in den vergangenen zwei Jahren über Tausend neue Beschäftigte aufgenommen. Aufgrund der verschärften Marktlage müsse man nun aber deutlich vorsichtiger sein und sich zurückhalten, das gelte auch für Investitionen, legte Finanzvorstand Jörg Eisenschmied dar. Knapp 5.900 Menschen beschäftigt das Unternehmen vor allem in Villach, es ist das größte in Kärnten. Dieser Standort wurde heuer weiter ausgebaut, in Innsbruck wurde ein Forschungszentrum eröffnet. Der in Deutschland ansässige Hauptkonzern gehört zu den weltweit führenden Halbleiterherstellern in der Automobilbranche. Im Bereich der Elektromobilität und der erneuerbaren Energien sei das Wachstum ungebrochen, ein Grund, weshalb der Halbleiterhersteller wirtschaftlich besser dasteht.

Förderungen für die Branche

Auch Förderungen der EU und Österreichs greifen den Halbleiterherstellern unter die Arme. Denn um die europäischen Halbleiterproduzenten zu stärken, gibt es verschiedene politische Initiativen. Ein Beispiel: Das Forschungsprojekt European Ecosystem for Green Electronics (EECONE), das Elektronik in Europa nachhaltiger machen soll, wird mit 20 Millionen Euro gefördert. 49 Unternehmen sind beteiligt, Infineon leitet das Projekt. Und auch der EU Chips Act spült wahrscheinlich ab kommendem Jahr bis 2031 an die 3,3 Milliarden Euro in die österreichische Halbleiterproduktion. In Deutschland wird der Ausbau eines Infineon-Werks in Dresden voraussichtlich mit einer Milliarde Euro gefördert, für ein Intel-Werk in Magdeburg soll es zehn Milliarden Euro Zuschuss vom deutschen Staat geben, wenn der Haushalt das hergibt.

Halbleiter und Mikrochips stecken nicht nur in Autos und Fahrzeugen, sondern auch in Smartphones, Fernsehern, Kühlschränken und vielen weiteren Alltagsgegenständen. 50 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) seien auf die Anwendung von Halbleitern zurückzuführen, heißt es von Infineon. (Noah May, 5.12.2023)