Der britische Premierminister verliebt sich in Natalie, die Hausangestellte der Downing Street. Dabei ist ihr angebliches Übergewicht und das grenzüberschreitende Verhalten des amerikanischen Präsidenten Thema. Karen wird betrogen und zieht sich zum Weinen zurück – um dann wieder zu funktionieren. Ein junger Mann, der sich von den britischen Frauen nicht gesehen fühlt, versucht sein Glück in Amerika, wo er auf eine Frauen-WG trifft. Von dieser Reise bringt er seinem Freund auch eine Frau mit. Ein Trauzeuge verfolgt die Braut auf ihrer Hochzeit mit der Kamera. Und noch weitere Episoden, die mit Klischees nur so gespickt sind, flimmern seit 20 Jahren über die vorweihnachtlichen Leinwände. "Love Actually" ("Tatsächlich… Liebe") von Richard Curtis folgt in zehn Episoden dem Motto "Love Is All Around" und zeigt zudem allerhand bedenkliche Rollenstereotype – Frauen als Geschenk, Bodyshaming, der von der Sekretärin verführte Ehemann und, und, und.

UniversalPicturesAT

Leise rieselt das Klischee

Und dennoch erzählt der Film von recht unterschiedlichen Beziehungskonstellationen. Da gibt es im vorweihnachtlichen Streaming-Angebot durchaus problematischere Filme. Deren klassische Plots erzählen von Liebe, Harmonie und Happy End – für ein paar Stunden kann man dem gestressten Alltag entfliehen und mit den Charakteren eine perfekte Winterlandschaft, ein perfekt weihnachtlich dekoriertes Haus und die perfekte Liebesgeschichte erleben – mit sämtlichen Klischees gespickt: erfolgreiche Frau kommt zum Weihnachtsbesuch aus der Großstadt in das Dorf ihrer Jugend und verliebt sich just in ihre Teenagerliebe, für die sie schließlich ihr ganzes Leben aufgibt und sich endlich auf die wahren Werte besinnt – Familie und Kinderkriegen.

Aber auch an Müttern, die gerade zu Weihnachten die Nerven wegschmeißen, weil eben die ganze Arbeit an ihnen hängen bleibt, arbeitet man sich filmisch gerne ab – selbstverständlich immer so, dass die Frauen lächerlich gemacht und als hysterisch dargestellt werden und das als Witz verkauft wird.

Klischees, Stereotype, klassische Rollenbilder und toxische Beziehungsmuster werden mit all diesen Weihnachtsfilmminuten transportiert und reproduziert, dessen ist man sich vollkommen bewusst, und dennoch ertappt man sich dabei, wie man sich nach dieser Art der Berieselung auch ein wenig sehnt, trotz aller Fremdschämmomente und der antifeministischen Botschaften, die nicht mal subtil daherkommen. Aber vielleicht braucht es gerade in dieser anstrengenden Vorweihnachtszeit, wo man vor allem als Frau mit sämtlichen Organisationsarbeiten mehr als eingedeckt ist, diese kleinen Momente, wo man einfach das Hirn ausschalten kann.

Wie stehen Sie zu diesen Filmen?

Meiden Sie derartige Klischee-Kitsch-Filme, oder bereitet es Ihnen auch etwas Vergnügen, in diese scheinbar perfekten Welten einzutauchen? Welcher Weihnachtsfilm gehört Ihrer Meinung nach zu den am wenigsten schlimmen – und warum? Wie bringen Sie diese Filme mit Ihrem feministischen Weltbild in Einklang? (Judith Wohlgemuth, 14.12.2023)