Kind und Großmutter lesend auf einer Couch.
Nicht immer ist es so gemütlich, wenn die Enkelkinder da sind. Gerade für ältere Menschen kann Kinderbetreuung oft überfordernd sein.
imago stock&people

Ferien bei Oma und Opa. Was für Kinder oft eine willkommene Abwechslung ist, ist für viele Eltern eine große Hilfe, wenn Kinderbetreuungsplätze und Schulferien nicht jobkompatibel sind oder man lieber die Verwandtschaft beim Kind weiß als Betreuende in Feriencamps oder Pädagoginnen. Das Kind hat Schnupfen und kann nicht in den Kindergarten? Oma springt ein. Man wird es nicht pünktlich zu Krippe oder vor das Schultor schaffen? Ein Anruf bei den Großeltern löst das Problem.

Bei vielen gibt es auch einen oder zwei fixe Tage oder Nachmittage, an denen die Großeltern für die Kinderbetreuung eingeteilt sind. Elternforen sind voll mit Ratschlägen für ein gelungenes Eltern-Großeltern-Kinder-Gespann.

Keine Fixtermine

Vielen Frauen setzen in ihrer Pension fort, was schon davor ein wesentlicher Teil ihres Lebens war: unbezahlte Arbeit und wenig Zeit für sich selbst. Trotzdem gibt es oft wenig Verständnis, wenn Oma Nein sagt. So wie bei Regina G.* aus Tirol. Sie ist seit 2022 in Pension, davor war sie Vollzeit beschäftigt und davor allein für ihre beiden Kinder zuständig. Die Arbeitsteilung war in ihrer Partnerschaft traditionell, erzählt sie im Gespräch mit dem STANDARD. Jetzt, in ihrer Pension, will sie auch Zeit für sich – und sich nicht vor den Sommerferien auf viele fixe Termine festlegen, an denen sie ihre drei Enkelkinder betreut. Früher musste sie ihre Tochter und ihren Mann pflegen – und ihre Erwerbsarbeit deshalb unterbrechen. Mit der Sorgearbeit für ihre Familie war sie auf sich allein gestellt.

Ist dir langweilig?

Heute ist die Kinder- und auch Ferienbetreuung in ihrer Gegend ausgebaut worden. Trotzdem gibt es viele Betreuungslücken, die sie als Oma füllen soll. "Manchmal springe ich ein, wenn ich kann, aber nicht sehr oft", sagt Regina G. Eine Zeitlang hatte sie Probleme mit ihrer Hüfte und musste absagen, wenn es ihr gesundheitlich nicht gut ging. Auch deshalb will sie keine fixen Zusagen mehr für die Betreuung ihrer Enkelkinder machen.

"Es gibt dann oft Enttäuschungen", erzählt sie. Wenn sie Nein sagt, muss sie sich rechtfertigen. Ob ihr nicht ohnehin langweilig sei oder was sie denn den ganzen Tag so tue. Trotzdem passt sie hin und wieder auf, weil sie sonst ihre Enkelkinder nicht sehen würde, erzählt die 61-Jährige.

Den schmalen Grat zwischen Nähe zu den Enkelkindern, helfen wollen und Überlastung beschreiben einige User:innen in der "Feministischen Gewissensfrage" zum Einsatz von Großeltern bei der Kinderbetreuung.

Laut einer Studie aus dem Jahr 2015 des Instituts für Familienforschung übernehmen bei knapp 40 Prozent der Familien mit Schulkindern Verwandte die außerhäusliche Betreuung, gefolgt von Hort und schulischer Betreuung. 54 Prozent der Kinder werden regelmäßig von Oma und Opa betreut.

Grundsätzlich macht es Regina G. Freude, Zeit mit ihren Enkelkinder zu verbringen, "ich geh da richtig darin auf" – aber danach sei sie fix und fertig. Die Betreuung von drei lebhaften Kindern ist für sie anstrengend, auch wenn es schön ist.

Mit ihrem Wunsch, Freiraum für sich zu haben und Nein sagen zu können, dringe sie bei ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter nicht durch. Sie sei in ihrem Bekanntenkreis auch nicht die Einzige, bei der es Unstimmigkeiten mit den Kindern gebe, wenn man nicht immer Ja sage, wenn Not bei der Kinderbetreuung herrsche.

"Ich will nicht mehr immer Ja sagen. Ich brauchte auch früher in meinem Beruf eine soziale Ader – irgendwann hat man davon genug, auch im Familienkreis." Regina G. hat früh ihr erstes Kind bekommen, mit 18. "Da will man halt nachholen, was früher nicht gegangen ist." Heute will sie wandern oder einfach einmal den ganzen Tag nichts tun, und die Arbeiten in der Familie sollen keine große Rolle mehr spielen. (Beate Hausbichler, 16.8.2023)