Neun Wochen Sommerferien. Das stellt viele Eltern vor große Herausforderungen. Kaum beginnt die Schule wieder im September, muss man sich auch schon Gedanken über Herbst- und Weihnachtsferien machen. Gefolgt von den Semesterferien, den Osterferien, schulautonomen Tagen, Schulkonferenzen, an denen kein Unterricht stattfindet, und, und, und. Egal wie man es dreht und wendet, der elterliche Urlaubsanspruch reicht meist nicht für die vielen freien Tage der Kinder. Natürlich gönnt man den Kleinen die Auszeit, dennoch wissen Eltern oft nicht, wie sie das stemmen sollen. Zum Glück gibt es die Omas! Zumindest ist das eine recht beliebte Betreuungsform für die langen Sommermonate. Ein paar Wochen bei der einen Omi, ein paar Wochen bei der anderen – wer dieses Netz nicht hat, blickt meist neidisch darauf.

Zum Kinderdienst verdonnert

Aber was ist, wenn sich Omi nicht einfach so einspannen lässt? Sie haben die Kindererziehungszeit, die Doppelbelastung und das ewige schlechte Gewissen endlich hinter sich. Somit könnten sie sich ihren Hobbys voll und ganz widmen, tun und lassen, was sie wollen. Auch wenn man die eigenen Enkerln über alles liebt und gerne hin und wieder einspringt, das Rundum-Feriencamp will man vielleicht als Großmutter auch nicht ständig spielen.

Frau sitzt auf einer Terrasse, hält eine große Tasse in der Hand und lacht
Das Leben genießen ohne Verpflichtungen: Fällt das leicht?
Getty Images/Eva-Katalin

Gleichzeitig weiß man, wie mühsam die Organisation der Kinderbetreuung in den Ferienzeiten ist. Die Hin-und-Hergerissenheit hat man als arbeitende Mutter selbst erlebt und war dankbar für unterstützende Omahände, wenn auch oft gepaart mit gut gemeinten Ratschlägen, die das schlechte Gewissen womöglich noch schlimmer gemacht haben. Endlich hat man all das hinter sich, und dann wird von seinen Kindern und Schwiegerkindern mehr oder weniger erwartet, auf Abruf für die Kinderbetreuung bereitzustehen.

Womöglich sind auch die Großeltern noch berufstätig und wollen nicht auch noch im Alter die Doppelbelastung von Arbeit und Enkelkindern haben – noch dazu, weil kleine Kinder doch auch recht fordernd sein können und man das körperlich nicht mehr so leicht wegsteckt wie zu Jungelternzeiten. Manchmal fällt es auch schwer, die eigenen Grenzen zu wahren und ein Nein zu artikulieren, oder man fühlt sich von den Kindern und Schwiegerkindern überrumpelt und zum Kinderdienst verdonnert. Formuliert man als Oma ein selbstbewusstes Nein, wird das womöglich nicht gut aufgenommen, und schon wieder merkt man, wie man die eigenen Bedürfnisse hintanstellt und verfügbar ist.

Wie ist das bei Ihnen?

Warum ist es so schwierig, dass man als Oma auch einmal nicht verfügbar ist und sein eigenes Leben lebt? Gehören Sie zu den Omas, die regelmäßig auf die Enkerln schauen, oder nehmen Sie sich bewusst zurück bei der Kinderbetreuung? Wie reagieren Ihre Kinder und Schwiegerkinder, wenn Sie keine Zeit haben, um das Enkerl vom Kindergarten oder der Schule abzuholen oder gar einen Omatag in der Woche verweigern?

DER STANDARD ist zudem auf der Suche nach Großmüttern, die von ihrer Omarolle erzählen möchten – gerne auch in anonymer Form. Posten Sie Ihre Erfahrungen als Oma im Forum, oder schreiben Sie an ugc@derStandard.at. (Judith Wohlgemuth, 27.7.2023)