Freie Energie hat es Wilhelm Mohorn angetan. Das hochrangige Mitglied von Scientology ist Präsident der Österreichischen Vereinigung für Raumenergie und bewirbt unter anderem einen Energiewürfel, der Energie aus dem nichts schöpft und schon eine Zeitlang immer recht knapp vor der Marktreife steht. Die Physik ließ Mohorn freilich schon vor Jahrzehnten alt aussehen: mit der Entwicklung des Aquapol. Dabei handelt es sich um ein Gerät, das ein wenig so aussieht wie eine billige Badezimmerlampe vom Möbeldiskonter, es aber in sich hat. Aquapol legt Mauern trocken, ohne Chemie, ohne Strom oder eine andere Energiequelle und ohne invasive Eingriffe ins Mauerwerk – behauptet zumindest das Unternehmen Aquapol.

Feuchte Mauern
Aquapol soll Mauern trockenlegen können. Und dies ganz ohne Strom oder andere Energiezufuhr.
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Aquapol ist von der Schulphysik schwer zu fassen

Das Wunder wird auf der Webseite des Herstellers so beschrieben: "Unsere Geräte arbeiten gemäß einer Hypothese aus dem Jahr 1992 (Ing. Wilhelm Mohorn) auf Basis von Umweltenergien (Nullpunktenergie/Raumenergie und Geoenergie), welche messtechnisch nur indirekt erfassbar und schulphysikalisch nicht genau erklärbar sind." Tja, da ist die Schulphysik wieder einmal Zweiter, wenn jemand weiß, wie Raumenergie am Bau richtig angezapft wird. Weiters lesen wir auf der Webseite: "Komplementärwissenschaftliche Untersuchungen, unsere eigene empirische Forschung sowie die positiven Erfahrungsberichte unserer Kunden bestätigen den nachhaltigen Erfolg." Nur die "klassische Naturwissenschaft" erkenne die Wirkungen der Entfeuchtungswundertüte leider nicht an. Der Prophet der Alternativphysik zählt nicht viel im eigenen Land, man kennt das.

NTA

Die Feuchtigkeit wird umgepolt

Wir fügen hinzu: Auch klassische Baumeister halten von homöopathischer Mauerentfeuchtung recht wenig. Eine Preisliste für die energiebefreite Wunderlampe finden wir nicht, in Medienberichten und Foren ist von mehreren Tausend Euro zu lesen. Medienberichte über naive, geneppte und verärgerte Anwender sind Zeugnis eines offenbar gut geölten Marketings. Heute führt Mohorns Tochter Michelle Mohorn das Unternehmen Aquapol. Einen schönen Einblick in das alternativphysikalische Denken gibt uns die Unternehmerin bei einem Talk im Salon der Wiener Restaurantbesitzerin Petra Führich: "Das Gerät bewirkt, dass die Feuchtigkeit, die von unten aufsteigt, umgepolt wird und wieder zurückwandert ins Erdreich. So einfach ist das im Grunde." Wir staunen und hoffen, dass heuer endlich das Packerl mit freier Energie unter unser aller Christbaum liegt.

Leuchtende-Augen-Faktor: ★★★☆☆

Schwiegermutter-Geschenk-Tauglichkeits-Faktor: ★☆☆☆☆

Schwurbelfaktor: ★★★★★

(Christian Kreil, 21.12.2023)