Das Durchschnittseinkommen für 2943 Vollzeitjobs im ORF lag 2022 laut neuem Einkommensbericht des Rechnungshofs bei 91.400 Euro brutto jährlich. Die Bezüge der Geschäftsführung weisen die Staatsprüfer hier nur im Schnitt der 14 obersten Manager inklusive General und Landesdirektorinnen aus – es lag im Vorjahr bei 227.000 Euro. Nicht im Einkommensbericht, aber nach einem Leak via "Oe24" intensiv diskutiert: Spitzengehälter im ORF, die in einem Fall mit Bonuszahlungen auch jenes des ORF-Generaldirektors überschreiten sollen. STANDARD-Quellen bestätigen das.

Zuckerl als ORF-Werbemittel.
ORF-Zuckerl, hier als Werbemittel.
Harald Fidler

Strobl, Schöber, Zierhut-Kunz

2024 muss der ORF laut ORF-Gesetz veröffentlichen, wie viele Menschen in welchen Gehaltsklassen entlohnt werden. Bei Bezügen ab 170.000 Euro im Jahr müssen diese – plus Nebeneinkünfte – auch namentlich veröffentlicht werden. Den voraussichtlichen Spitzenreiter in diesem Ranking – ORF-Manager Pius Strobl – porträtierte DER STANDARD gerade als "Spitzenkandidaten" für die Gehaltstransparenz ab 2024.

Mit Bonuszahlungen, bestätigen sachkundige Quellen im ORF, soll Strobl tatsächlich mehr beziehen als der ORF-Generaldirektor. ORF-Chef Roland Weißmann liegt nach eigenem Bekunden in einem "Profil"-Interview bei rund 380.000 Euro pro Jahr. Strobl leitet im ORF insbesondere das 303 Millionen Euro schwere Sanierungs- und Zubauprojekt für das ORF-Zentrum auf dem Küniglberg und hielt das Großvorhaben im Budget- und Zeitplan – wonach es vor seinem Engagement noch nicht aussah. Seinen Vertrag hat noch Weißmanns Vorgänger an der ORF-Spitze, Alexander Wrabetz, unterschrieben.

Ebenfalls im vordersten Feld der ORF-Bezüge dürfte ORF-3-Geschäftsführer Peter Schöber liegen, den "Oe24" in der noch online zu findenden Fassung mit "unter 300.000 Euro" taxierte. Schöber protestierte in einem ironischen Schreiben an die Autorin des Artikels dort und bedankte sich für die "äußerst üppige Gehaltserhöhung", die ihm ja vielleicht noch "das Christkind" bescheren werde. Mit "unter 300.000 Euro" liegt die Zeitung jedenfalls nicht falsch, sehr weit darunter dürfte Schöber nicht liegen.

Aus dem am Freitag veröffentlichten Einkommensbericht des Rechnungshofs lässt sich Schöbers Gehaltsliga nicht ablesen. Der Spartensender ORF 3 wird zwar von einer ORF-Tochtergesellschaft produziert, für die der Einkommensbericht auch Daten ausweist. Schöber ist aber (langjähriger) ORF-Angestellter und vom Mutterunternehmen an die Tochter verliehen. Sein Einkommen bezieht er offenbar in der Mutter.

Ebenfalls im ORF selbst angestellt und an die ORF-3-Tochter verliehen ist Karin Zierhut-Kunz, Schöbers Co-Geschäftsführerin bei ORF 3. Die frühere Personalchefin des ORF müsste nach STANDARD-Infos ebenfalls im Spitzenfeld der ORF-Gehaltstransparenz liegen, nicht sehr weit hinter Schöber. Im Bericht von "Oe24" kam ihr Name nicht vor – was auf dem Küniglberg einige Spekulationen anregte.

Mit 357.000 Euro knapp hinter General

Der Gehaltsbericht des Rechnungshofs nennt aber traditionell sehr transparent einen Spitzenverdiener im ORF-Konzern: Der Geschäftsführer der ORF-Enterprise, Oliver Böhm, kommt laut Bericht auf einen Jahresbezug von 357.000 Euro im Jahr 2022 nach 331.800 im Jahr davor. Böhm ist verantwortlich für die Werbevermarktung des ORF – ohne Sonderwerbeformen sind das schon rund 200 Millionen Euro im Jahr, rund ein Fünftel der gesamten ORF-Einnahmen.

Für den Großteil der ORF-Einnahmen – 2024 sind mit dem neuen ORF-Beitrag rund 747 Millionen Euro budgetiert – sorgt die Gebührentochter GIS, ab 2024 heißt sie OBS. Ihre zwei Geschäftsführer – Alexander Hirschbeck und Christian Kerschbaumsteiner – kommen im Schnitt auf 225.000 Euro. (Harald Fidler, 15.12.2023)