Von welchen Medienmenschen wird man 2024 mehr hören? Von Pius Strobl, der vom 303-Millionen-Bauprojekt Küniglberg bis zu "Licht ins Dunkel" und "Nachbar in Not" vieles managt im ORF, lässt sich das mit großer Sicherheit sagen. Schon weil sich der frühere Gründer der Grünen, Immobilienentwickler, ORF-Aufsichtsrat und ORF-Kommunikationschef als ORF-Manager weit vorne unter jenen Beschäftigten des öffentlich-rechtlichen Medienriesen wiederfindet, deren Gehälter der ORF laut neuem Gesetz 2024 namentlich offenlegen muss.

Pius Strobl, ORF-Manager von Bauprojekt bis
Pius Strobl, ORF-Manager von Bauprojekt bis "Licht ins Dunkel" und "Nachbar in Not".
APA/ORF/HANS LEITNER

303-Millionen-Projekt

Würde man Pius Strobl fragen, ob er zu den Bestverdienern im ORF zählt, würde er vielleicht antworten: "Das hoffe ich doch sehr." Oder auch einfach: "Mit Recht." Der hemdsärmelige Macher hat ab Ende 2015 das mit 303 Millionen Euro budgetierte Projekt von Sanierung und Zubau des ORF-Zentrums auf dem Wiener Küniglberg übernommen, das damals aus dem Ruder und vor allem aus seinem Budgetrahmen zu laufen drohte. In Krisensitzungen fragten sich ORF-Manager damals etwa, wer eigentlich einen neuen Estrich im zuerst sanierten Objekt 1 des ORF-Zentrums bestellt hat.

Den hätte man ohnehin gebraucht, hätte Strobl damals beruhigt, und dass der Estrich sicher nicht daran schuld war, dass schon das erste Sanierungsobjekt von zehn deutlich teurer wurde als veranschlagt. Seit Strobls Engagement wusste jedenfalls einer, wer was beauftragt hat. Ein paar kleine Wasserflecken wie an der Decke im sechsten Stock vor dem – dank Strobls Wirken besonders spektakulär designten – Sitzungssaal des ORF-Stiftungsrats kommen bei den besten Bauprojekten vor.

Song Contest in Wien

Strobl holte das gewaltige Investitionsprojekt für Österreichs weitaus größten, großteils öffentlich finanzierten Medienkonzern wieder zurück in den Budget- und Zeitrahmen. ORF-General Alexander Wrabetz hatte ihn 2015 geholt, wie schon als Projektmanager für den Song Contest 2015 in Wien, nachdem Conchita Wurst das europäische Wettsingen mit ihrem Sieg in Kopenhagen nach Österreich geholt hatte. Das 15 bis 20 Millionen schwere Projekt wurde nach damaligen Angaben des ORF ebenso professionell im Budgetrahmen gehalten.

Als 2018 eine Koalition von ÖVP und FPÖ unter Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache an einem ORF-Gesetz bastelte, das nach Ablaufdatum für ORF-Langzeitgeneral Wrabetz klang, wurde Pius Strobl, bisher als Berater tätig, noch einmal im ORF angestellt. 2007 bis 2010 war er bereits ORF-Kommunikationschef, nachdem er als Vertreter der Grünen im ORF-Stiftungsrat an Wrabetz' Wahlsieg 2006 gegen Monika Lindner mitgebastelt hatte. Er trat 2010 zurück, weil er eine Mitarbeiterin beauftragt hatte, im Vorraum des ORF-Stiftungsrats Gespräche von Journalistinnen und Journalisten mit Stiftungsräten und ORF-Managern mitzuschneiden. "In einer pressekonferenzähnlichen Situation wollte ich O-Töne der Direktoren", erklärte Strobl damals.

Vertrag bis 2026

Ende 2021 musste Alexander Wrabetz das Generalsbüro im sechsten Stock des ORF-Zentrums räumen. Im August 2021 hatte der Stiftungsrat mit der entscheidenden Mehrheit der Kanzlerpartei ÖVP und den Stimmen von Koalitionspartner Grüne sowie Betriebsräten und dem von der FPÖ entsandten Norbert Steger den bisherigen Vizefinanzdirektor Roland Weißmann zum ORF-Generaldirektor ab 2022 bestellt.

Strobls aktueller ORF-Vertrag wurde noch von Wrabetz unterschrieben. Bis Ende 2026 läuft dieser Vertrag, und er ist im Grunde nur kündbar, wenn der ORF ihn auszahlt. Mitte 2026 wird Strobl 70 – ein recht unüblich hohes Pensionsantrittsalter im ORF. Gut möglich, dass er, unter für ihn passenden Konditionen, ein bisschen früher geht.

Professor Pius

Darauf könnte die jüngste Verleihung des Berufstitels "Professor" Ende November im Wiener Künstlerhaus hindeuten, vor ORF-Prominenz von Robert Kratky* bis Wrabetz und vielen anderen auch diesseits des Küniglbergs. Aber Strobl würde wohl auch nach einem allfälligen Abgang vom Küniglberg im gewohnten Unruhestand eines selbstbewussten Machers bleiben und neue Projekte angehen.

Offenlegung ab 170.000 Euro

2024 wird Strobl erst einmal weit oben auf jener Liste stehen, die der ORF laut neuem ORF-Gesetz nun jedes Frühjahr veröffentlichen muss: ORF-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen mit mehr als 170.000 Euro Bruttojahresgehalt müssen mit Namen, Bruttobezügen und Einkommen aus Nebentätigkeiten genannt werden.

Der Gesetzgeber könnte es sich in Sachen Transparenz natürlich auch noch rasch anders überlegen – allerdings wurde das ORF-Gesetz mit dieser Vorgabe erst im Juni von ÖVP und Grünen beschlossen, die Transparenzregel von Medienministerin Susanne Raab recht überzeugt präsentiert. Der Veröffentlichung könnte natürlich auch dazwischenkommen, dass etwa der ORF-Betriebsrat seine nach STANDARD-Infos geplante Beschwerde gegen diese Transparenzvorgabe beim Verfassungsgerichtshof ein- und rechtzeitig durchbringt. Das Höchstgericht könnte einer solchen Beschwerde aufschiebende Wirkung zuerkennen.

Strobl zählt nach STANDARD-Infos jedenfalls zu den Spitzenverdienern im ORF, naturgemäß neben ORF-Generaldirektor Weißmann, der seine Bezüge selbst mit rund 380.000 Euro beziffert hat, rund zehn Prozent weniger, als sein Vorgänger hatte. Wer noch ganz oben auf einer Liste der offenzulegenden ORF-Bezüge steht, ist eine andere Geschichte – für die Etat-Serie Medienmenschen 2024. Bleiben Sie dran. (fid, 11.12.2023)