Die Mutterfirma von Pornhub sah sich schon mehreren Prozessen gegenüber. Im Dezember 2023 musste das Unternehmen beispielsweise Zahlungen an Opfer ausschütten, deren Videos ohne persönliche Einwilligung auf den Plattformen zu sehen waren.
AP/John Locher

In vielen Ländern und US-Bundesstaaten stehen Porno-Websites auf der Abschussliste. Um den Zugang zu diesen zu erschweren, wird immer öfter eine gesetzliche Altersverifizierung eingeführt. Der Pornhub-Mutterkonzern Aylo reagiert verschnupft auf diese Hürde, die mit 1. Jänner 2024 auch in den zwei US-Bundesstaaten Montana und North Carolina aufgebaut wurde.

Plattformen wie Pornhub, Redtube oder Brazzers können nicht angesurft werden, in den betroffenen Ländern ist nur noch ein kurzes Video eingeblendet, in dem die Darstellerin Cherie DeVille erklärt, warum diese Art der Limitierung keine gute Idee sein soll.

Einhaltung von Vorschriften

"Wie Sie vielleicht wissen, verlangen die gewählten Vertreter Ihres Staates, dass wir Ihr Alter überprüfen, bevor wir Ihnen Zugang zu unserer Website gewähren. Obwohl Sicherheit und Einhaltung der Vorschriften für uns an erster Stelle stehen, ist die Vorlage Ihres Personalausweises bei jedem Besuch einer Plattform für Erwachsene nicht die effektivste Lösung für den Schutz unserer Nutzer", erklärt DeVille in der Videobotschaft.

Brazzers Homepage
So sehen die genannten Websites derzeit in Montana oder North Carolina aus.
Brazzers

Die "Sicherheit der Nutzer" sei eines der größten Anliegen des Unternehmens, weshalb man die Identifikation anhand des verwendeten Geräts als sicherste Variante sehe. "Bis eine echte Lösung angeboten wird, haben wir die schwierige Entscheidung getroffen, den Zugang zu unserer Website in Ihrem Land vollständig zu sperren", schließt die Darstellerin ihren Vortrag. Die Nachricht musste nicht neu aufgenommen werden, haben US-Bundesstaaten doch schon im Vorjahr begonnen, die Altersverifizierung gesetzlich zu verankern.

Kritiker sehen Gesetze dieser Art als zu vage an, um wirklich effektiv zu sein. Man treffe vor allem Websites, die mehr auf Moderation achten, weil sie bekannter sind. Leute, die eine Identifikation auf solchen Seiten nicht wollen, würden sich dann eben auf weniger verantwortungsvollen Websites herumtreiben oder virtuelle private Netzwerke (VPNs) nutzen.

Senatorin Amy Galey aus North Carolina kontert in einem Interview die Vorwürfe. "Wir brauchen eine Art Firewall für Hardcore-Pornografie", erklärt sie einer lokalen Zeitung. Das Gesetz sei nicht dazu geschaffen worden, Social-Media-Seiten das Leben schwer zu machen. Das Medium "404media" greift die Aussage auf und fragt, ob sich Galey darüber im Klaren ist, dass "X/Twitter vor Pornografie nur so strotzt" und keine Identitätsüberprüfung erfordere. Facebook und Instagram würden sich jedes Jahr zehntausenden "Meldungen über sexuellen Kindesmissbrauch" stellen müssen.

"404media" wirft den US-Politikern deshalb selektive Auslegung des Gesetzes vor. Auf den Plattformen von Meta würden Politiker und Lobbygruppen ihre "Rekrutierung und Geldbeschaffung betreiben", weshalb man diese Seiten wohl nur selten auf die gleiche Weise ins Visier nehmen würde wie pornografische Seiten.

Auch in Österreich möglich

Auch die EU will aktiver gegen Pornoseiten vorgehen. Ab Februar 2024 müssen Pornhub, Xvideos und Stripchat auch in Europa eine Altersverifizierung einführen. Auch drängt man die Betreiber, verstärkt gegen Deepfakes und Missbrauchsmaterial vorzugehen. Betroffen von der neuen Regel sind Seiten, die mehr als 45 Millionen User pro Monat erreichen. Die Genannten gehören zu dieser Gruppe, weshalb auch hier die Frage gestellt werden muss, wie effektiv eine solche Regel am Ende sein kann. (red, 3.1.2024)