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Die Intention hinter dem Tool "Berufsinfomat", dass ein KI-Bot Arbeitssuchenden Fragen zu Jobmöglichkeiten beantworten soll, mag eine gute sein, allerdings zeigt der auf ChatGPT basierende Service allerlei inhaltliche und technische Probleme auf. So werden etwa für weibliche Jobsuchende klischeehafte "Frauenberufe" in der Kinderbetreuung und Schönheitspflege empfohlen, für männliche Jobsuchende hingegen Berufe in den Bereichen Technik und Handwerk. Hinzu kommen die Kosten im Ausmaß von 300.000 Euro, die vom AMS allerdings als gerechtfertigt angesehen werden. Nun hat das Start-up Jobiqo einen ähnlichen Bot innerhalb weniger Minuten gebaut. Kostenpunkt: ein paar Euro.

"Es ist wichtig, dass die öffentliche Verwaltung mehr Mut zeigt und mit neuen Technologien experimentiert. Das ist dem AMS auf jeden Fall gelungen," schreibt Jobiqo-Geschäftsführer Martin Lenz in einem Linkedin-Posting: "Wenn aber mehr die PR im Vordergrund steht, sind diese Lösungen schnell sehr angreifbar, besonders was ChatGPT-Wrapper und das Problem mit dem Bias betrifft." Für die Erstellung seines "Berufsberater Austria" habe er lediglich eine Funktion genutzt, die für zahlende Nutzer von ChatGPT Plus jederzeit verfügbar ist. Details dazu erläutert er in einem Artikel des Branchenmediums "Trending Topics".

Video: AMS stellt Berufsinformation mit Künstlicher Intelligenz vor.
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Berufsberater-Bot via Custom GPTs

Wer ein ChatGPT-Plus-Abo für 23 Euro pro Monat besitzt, der kann sogenannte Custom GPTs erstellen: Dabei wird die Funktion von ChatGPT mit eigenen Inhalten angereichert, um Chatprogramme für die individuellen Anwendungszwecke zu erstellen. Programmierkenntnisse sind dafür nicht nötig, die Erstellung dauert wenige Minuten. Diese Funktion wurde für die Erstellung des "Berufsberater Austria" genutzt.

Die Vorgangsweise bei der Erstellung eines "Custom GPT" wurde vom STANDARD Anfang Dezember in einer Ausgabe des KI-Newsletters beschrieben: Der "GPT Builder", der selbst ein Chatbot ist, begleitet den User in einfacher Sprache durch den Entwicklungsprozess und fragt zum Beispiel, was die App können soll, wie sie antworten soll und wie nicht. Auch zusätzliche Dokumente wie PDF-Dateien kann man dem Chatbot zur Verfügung stellen.

Wer selbst ein ChatGPT-Plus-Abo hat, kann den Bot von Jobiqo unter diesem Link testen. "Trending Topics" wiederum haben auf diese Weise einen eigenen Bot entwickelt, der Interviewfragen an Start-ups stellt. Wer sich mit dem "Startup Interviewer" unterhalten möchte, der kann dies unter diesem Link tun.

Der Robotik- und KI-Experte Peter Jeitschko hat mit "Karriereberater Österreich" einen weiteren Bot im Stile des "Berufsinfomat" entwickelt, der unter diesem Link ausprobiert werden kann. Die Funktionalität zeigt er in einem Video unter diesem Link.

AMS sieht Kosten als gerechtfertigt

In einem Artikel des STANDARD hatte das AMS die besagten Kosten von 300.000 Euro auf Nachfrage übrigens als gerechtfertigt angesehen. "Einerseits wurde für den Berufsinfomat neue Infrastruktur aufgebaut (zusätzliche Server). Andererseits fielen Kosten für Lizenzen, Entwicklung, Design, monatelangen Pilotbetrieb mit rund 100 AMS-User_innen, Barrierefreiheit, Tests, laufende Aktualisierung und Betrieb des Systems an," heißt es dort.

Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass das AMS wegen eines Softwareprojekts in die Kritik gerät. So sorgte ein Algorithmus für Unmut, der die Arbeitsmarktchancen von Jobsuchenden bewertete. Der Einsatz wurde von der Datenschutzbehörde untersagt, bis heute gibt es in dieser Frage jedoch kein abschließendes Urteil. (Stefan Mey, 5.1.2024)