Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP)
Die genaue Qualifikation für sogenannte "Assistenzpädagogen" ist laut Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) noch Gegenstand von Gesprächen.
APA/EVA MANHART

Wien – Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) will noch in dieser Legislaturperiode das im Mai vorgestellte neue Berufsbild der "Assistenzpädagogen" unter Dach und Fach bringen. "Wir brauchen neben den Lehrkräften mehr Menschen mit verschiedenen Kompetenzen an Schulen", so Polaschek gegenüber der APA. In anderen Ländern seien multifunktionale Teams schon Standard.

Der Entwurf sieht vor, dass Freizeitpädagoginnen und -pädagogen an ganztägigen Schulen nicht nur für die Nachmittagsbetreuung zuständig sind, sondern als sogenannten "Assistenzpädagogen" auch Lernzeiten übernehmen bzw. im Unterricht mithelfen dürfen – Matura soll deshalb verpflichtende Voraussetzung werden. Bisheriges Personal werde übernommen. Außerdem neu: Assistenzpädagogen sollen in das Gehaltsschema des öffentlichen Dienstes kommen.

Seitens der Freizeitpädagoginnen und -pädagogen gab es Widerstand. Im Juni vergangenes Jahr gingen mehr als 2.000 Betroffene auf die Straße, um gegen die Bildungsnovelle zu demonstrieren.

Hunderte Freizeitpädagoginnen und -pädagogen traten im Juni in den Streik und protestierten in Wien gegen geplante Änderungen im Bildungswesen.
DER STANDARD

Die genaue Qualifikation für das jeweilige Berufsbild sei aber noch Gegenstand von Gesprächen, entgegnete Polaschek nun. Nicht nachvollziehbar ist für den Bildungsminister aber der Protest gegen eine Überführung des Personals von Vereinen in ein öffentlich-rechtliches Dienstverhältnis. Letzteres bedeute eine ganz andere Job-Sicherheit. Außerdem würden die Personen so auch in die Schulgemeinschaft eingegliedert.

Änderungen im Lehramtsstudium

Der Ausbau von Ganztagsschulen steht für Polaschek außer Diskussion. Keinen Handlungsbedarf sieht er allerdings bei den Hürden für die Umstellung auf die verschränkte Form mit einem ständigen Wechsel von Unterrichts-, Lern- und Freizeitteil. Derzeit ist dafür in den meisten Ländern eine Zwei-Drittel-Mehrheit in der Schulgemeinschaft nötig. "Wichtig ist, dass wir einmal vom Personal her mehr Angebote zur Verfügung stellen. Sinn macht eine verschränkte Ganztagsschule dort, wo sie von einer deutlichen Mehrheit der Eltern gewollt wird."

Reformiert werden sollte eigentlich auch die Ausbildung der Lehrenden, für das Studienjahr 2024/25 sollte bereits das neue Modell (drei Jahre Bachelor- und zwei Jahren Masterstudium) gelten. Von den Grünen gab es allerdings Widerspruch, vor allem gegen die Kürzung der Gesamtdauer der Ausbildung für die Sekundarstufe (v.a. Mittelschule, AHS, BMHS) von sechs Jahren auf fünf. Lediglich für die Volksschule könnte die Reform mit Studienbeginn Herbst 2024 umgesetzt werden.

Für den derzeit großen Lehrerbedarf durch Pensionierungen bzw. hohe Schülerzahlen prognostiziert der Bildungsminister eine Entspannung in drei bis vier Jahren. Bereits heuer hätten 17 Prozent mehr ein Lehramtsstudium begonnen. Dank der rund 600 Quereinsteiger könne man derzeit alle Stunden halten – auch wenn man zusätzlich auf Lehramtsstudierende zurückgreifen müsse. Die Zahl der für den Unterricht eingesetzten Studentinnen und Studenten nehme aber ständig ab.

Sonderpädagogischer Förderbedarf für Polaschek Sache der Länder

Deutlicheren Vorgaben für die Bundesländer in Bezug auf sonderpädagogischen Förderbedarf (SPF) hält Polaschek nicht für für notwendig. Zuletzt kam eine Studie zum Ergebnis, dass es stark vom Bundesland abhängt, ob Schülerinnen und Schülern mit einer körperlichen oder psychischen Behinderung SPF attestiert wird. Vielmehr setzt er auf Gespräche mit den Ländern.

Eine Novelle wird es heuer zum Universitätsgesetz (UG) geben – abgesehen von den nötigen Änderungen beim Lehramtsstudium stehe aber keine grundlegende Reform an, sondern lediglich Anpassungen. "Wir brauchen etwa eine Vereinheitlichung der Normen, was den Umgang mit Plagiaten bzw. Guter wissenschaftlicher Praxis angeht", so Polaschek. "Derzeit gibt es unterschiedliche Regelungen für Universitäten und Fachhochschulen." Keinen Änderungsbedarf sieht er dagegen bei den Vorgaben zur Rektorswahl, die zuletzt zu Konflikten an der Uni Salzburg führte. "Es hat sich gezeigt, dass in den allermeisten Fällen das System funktioniert." Anders gelagerte Einzelfälle würden auch durch eine Neuregelung nicht vermieden.

"Ergänzungsbedarf" sieht der Minister noch beim Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz. Aufgrund der Erfahrungen in letzter Zeit überlege man etwa bei Privatunis eine klare Trennung von operativem Geschäft und entsprechender Aufsicht sowie Qualitätskriterien für die Angebote ausländischer Universitäten in Österreich, etwa bei Doktoratsstudien.

Noch in Verhandlung mit den Grünen ist eine Neuregelung der Psychotherapieausbildung. Diese soll künftig auch an öffentlichen Unis angeboten werden. Gleiches gelte für die im Regierungsprogramm verankerte Einführung einer "Mittleren Reife" als eine Art Zwischenabschluss an den Schulen. Dabei gehe es darum, sicherzustellen, dass Menschen das Schulsystem nur verlassen, wenn sie über entsprechende Kompetenzen in Deutsch, Mathematik und Englisch verfügen. (APA, red, 7.1.2024)