Viel blöder hätte es nicht laufen können. Große Teile der Welt blicken seit Tagen gespannt nach Washington, warten auf eine Entscheidung der US-Börsenaufsicht SEC. Wird der lang erwartete Bitcoin-ETF genehmigt oder nicht? Dann die große Aufregung am Dienstagabend: Die Behörde genehmigt den Fonds und teilt das der Welt über den eigenen Kanal auf der Plattform X (vormals Twitter) mit. Zumindest scheint es so. Die Nachricht macht schnell die Runde, die Aufregung ist groß. Der Bitcoin-Kurs schießt nach oben.

Bild des Logos der SEC
Eine Falschmeldung über die Genehmigung des vieldiskutierten Bitcoin-ETFs hat die Kryptobranche am Dienstag in Aufruhr versetzt.
AP/Andrew Harnik

Kurz darauf muss die SEC zurückrudern. Man sei gehackt worden, die Meldung sei falsch. Hacker hätten sich Zugriff auf das SEC-Nutzerkonto beschafft und die Nachricht dort platziert. Etwa eine halbe Stunde nach Erscheinen des Beitrags war er wieder verschwunden. Der Bitcoin-Kurs, der schnell die 48.000-Dollar-Marke erreicht hatte, geht wieder nach unten. Nach der kurzen, aber großen Aufregung hat er sich mittlerweile wieder halbwegs stabilisiert und bewegt sich aktuell knapp über 45.000 Dollar.

Tatsächliche Entscheidung

Die SEC muss im Lauf des Mittwochs eine Entscheidung treffen, ob sie den Bitcoin-ETF genehmigt oder nicht. Die meisten Branchenkenner halten es für sehr wahrscheinlich, dass die Aufseher dem börsengehandelten Fonds ihren Sanctus geben. Die ersten Anträge für einen entsprechenden ETF gab es bereits im Jahr 2013, die SEC hatte sich jedoch stets dagegen gewehrt. Es war vor allem Blackrock, der weltweit größte Vermögensverwalter, der mit einem Antrag vergangenen Sommer die Diskussion um diesen ETF wieder entfacht hatte. Eine Genehmigung wäre ein Wendepunkt für die Branche, die seit einem Jahrzehnt versucht, das Produkt auf den Markt zu bringen.

Wenig überraschend erntet die SEC im Netz bereits massenhaft Spott für den Zwischenfall. Viele X-Userinnen und -User fordern beispielsweise, dass sich die Behörde selbst wegen Marktmanipulation untersucht. Auch ein Post aus der Vergangenheit fällt der Behörde nun etwas auf den Kopf. "Seien Sie vorsichtig, was sie im Internet lesen. Die beste Quelle für Informationen über die SEC ist die SEC".

Zugang über verknüpfte Telefonnummer

X bestätigte nach einer vorläufigen Untersuchung, dass das SEC-Konto kompromittiert wurde, weil eine nicht identifizierte Person die Kontrolle über eine mit dem Konto verknüpfte Telefonnummer über einen Drittanbieter erlangt hätte. Laut X hätte die SEC zum Zeitpunkt des Hacks keine Zwei-Faktor-Authentifizierung aktiviert gehabt.

Die Erwartungshaltung bleibt dennoch groß, seit Oktober hat der Kurs des Kryptoaushängeschilds Bitcoin um rund 60 Prozent angezogen, das Vorjahr endete mit einem Kursplus von 170 Prozent. Bei einer Zulassung sollten sich Anleger aber nicht zu sehr in Sicherheit wiegen, heißt es in Expertenkreisen. Einen Garantieschein für weiter steigende Kursgewinne stelle eine Lancierung des Bitcoin-Spot-ETFs grundsätzlich nicht dar. Verlässliche Kursentwicklungen lassen sich am Kryptomarkt aber generell nicht machen. Darüber hinaus besteht nach wie vor die Möglichkeit, dass die SEC den ETF ein weiteres Mal ablehnt. (Andreas Danzer, 10.1.2024)